Mittwoch, 29. April 2009

Pitt und die Frauen


„Mal sehen, ob die Schweizer Kollegen von der Kriminalpolizei in Zürich uns die Informationen, die wir brauchen beschaffen können. Ich rufe da direkt mal an.“

Pitt geht mit der Kaffeetasse in der Hand in sein Büro und wählt die 0041 für die Schweiz und dann die Nummer der Kantonspolizei in Zürich.

„Feldweibel Pflümli“ tönt es aus dem Hörer und Pitt meldet sich. „Hallo, hier ist Pitt Brett von der Kripo in Duisburg. Sag mal, Kollege, könnt ihr uns Infos über eine ganz spezielle Schweizer Flagge und über eine Schachtel sehr ungewöhnlicher Schweizer Zigaretten beschaffen? Ich schicke Dir alles, was wir bereits haben per Fax zu. Und bitte, wir brauchen die Informationen eigentlich schon gestern. Unser Chef macht uns hier die Hölle heiß und die hohe Politik scheint da auch drin zu hängen! Und auch der bekannte Industrielle Moser steckt bis zum Hals in der Sache mit drin“

„Ja, schick mir alles zu“, sagt der Mann am anderen Ende der Leitung. „Wir helfen euch gern, wenn wir können.“

Pitt gibt Harry ein Zeichen mit der Hand und der legt den Bericht der Spurensicherung auf´s Fax und jagt das Ganze nach Zürich.

„So, und jetzt gehe ich noch kurz rüber zu Schreiner, und erkläre dem, dass wir auf die Infos aus der Schweiz warten müssen.“

Pitt geht in die obere Etage des Polizeipräsidiums und klopft an die Tür von Schreiners Vorzimmer. „Herein“ dringt eine weiche, tiefe Frauenstimme durch die Tür.

Isabella Säger, die Vorzimmerdame des Kriminalrats, begrüßt Pitt kühl. Die große Brunette mit einer altmodischen Frisur steht vor dem Aktenregal und holt eine Akte aus der oberen Aktenreihe. Als sie dabei Pitt den Rücken zudreht, sieht er dabei den Haarknoten an ihrem Hinterkopf „Eigentlich ist an der Frau alles dran, was ein Mann mag“ denkt Pitt. „Nur diese Kleidung………und die Frisur……….So einen Dutt hatte meine Oma schon – und da war er schon unmodern.“ Die Sekretärin trägt ein mausgraues, hochgeschlossenes Wollkostüm, das am Kragen von einer weißen Schleife geschlossen gehalten wird. Die altmodischen Schuhe und die graue, blickdichte Strumpfhose, in der die endlos langen Beine unter dem knielangen Rock stecken, verstärken nur den gouvernantenhaften Eindruck, den die Frau hinterlässt. Eine schwarze Hornbrille verdeckt fast die Hälfte des Gesichts und verleiht ihrem Blick ihrer blauen Augen etwas Stechendes.

„Der Chef wurde zum Bürgermeister bestellt und kommt frühestens in zwei Stunden wieder zurück. Sie wollen sicherlich nicht so lange warten, Herr Brett, Sie haben sicherlich mit den Ermittlungen genug zu tun.“

Sie stellt den Ordner wieder zurück ins Regal. Dabei spannt das Kostüm über den vollen Brüsten und lässt erahnen, welch ein makelloser Körper sich unter der unvorteilhaften Kleidung verbirgt.

„Sie können mir ja sagen, worum es geht und ich gebe es dem Chef dann weiter. Die Unterlagen können Sie auf meinen Schreibtisch legen.“

Pitt gibt einen kurzen Bericht, den Frau Säger mit stenographiert und dann als Aktennotiz zu den Unterlagen heftet. „Ich denke, dass der Chef damit erstmal zufrieden ist. Guten Tag, Herr Brett“

Wieder zurück im Büro erzählt Pitt seinem Mitarbeiter, dass Schreiner nicht da ist und es jetzt doch Zeit wäre, sich um den Ersatz für die verschwundenen Pizzas zu kümmern. Die alten Pizzas konnte Harry Nagel trotz intensiver Suche nicht mehr finden. Auch in den Mülltonnen des Präsidiums gibt es keine noch so kleine Spur mehr davon.

Die beiden Beamten steigen wieder in Pitts Dienstwagen und fahren zurück zur Pizzeria. Voller Vorfreude betritt Pitt das Lokal, die Kellnerin Gabriela geht ihm schon den ganzen Tag nicht mehr aus dem Sinn. „Ob ich ihr wohl gefallen habe?“ fragt er sich als er sich zusammen mit Harry an einen freien Tisch setzt.

Nach wenigen Augenblicken steht mit einem freundlichen „Bongiorno, Signor“ ein Kellner vor ihnen und fragt, was die beiden trinken wollen. „Bringen Sie uns einen Espresso und – ist Gabriela nicht mehr da?“

„Due Espressi, prego! Und Gabriela isse schonne weg, Hatte letzte Tag in diese Lokal heute, isse Studente und isse zurücke zu die Uni….. Arbeitet nur in die Semesterferien inne Lokale“ Das trifft Pitt wie ein Stich mitten ins Herz. Gerade hatte er sich nach dem rauen, aber herzlichen Umgangston dieser Frau gesehnt und sich einen romantischen Abend bei Kerzenschein mit Gabriela erträumt.

„Pitt, träumst Du?“ So freundlich Harry auch lächelt, er ist kein Ersatz für die Frau, die Pitt heute bereits zweimal Pizza serviert hat.

„Es ist ein Scheißtag, Harry!“ Pitt macht seinem Unmut Luft. „Erst nervt der Chef, dann so´n blöder Fall mit internationalen Verwicklungen und dann ist diese Traumfrau einfach nicht mehr da.“

Die Pizzeria „La Traviata“ ist die Topadresse in der Stadt. Jeder der etwas auf sich hält und sich zu den besseren Kreisen zählt verkehrt in diesem Lokal.

Pitt und Harry schauen sich um und entdecken jede Menge Menschen, die man in jeder Klatschspalte findet. Da ist der bekannte, aber talentlose Schlagersänger, dessen Platten auf Mallorca in jeder Strandbar laufen, da sitzt der Trainer des bekannten Fußballvereins zusammen mit einigen Schauspielern des Stadttheaters. In einer Ecke kann Pitt sogar den bekannten Ziegenzüchter Piepenhagen aus Moers erkennen.

In einer anderen Ecke kann Pitt einen dynamisch aussehenden Mittfünfziger entdecken, der mit einer langstieligen Rose in der Hand immer wieder verstohlen zum Eingang blickt. „Du, Harry, das ist der Moser! Der, dem das gestohlene Klavier gehört! Was macht der denn hier? Ohne seine Frau! Und dann mit einer Rose – und da scheint noch ein Schmuckkästchen auf dem Tisch zu liegen. Ich bin mal gespannt, das da passiert.“

Der Kellner bringt die beiden Espresso und die beiden Polizisten bestellen. Harry bestellt eine weitere Pizza, während Pitt sich Tagliatelle al forno bestellt. „Das mit der Pizza ist heute schon oft genug in die Hose gegangen“ grinst er Harry an und deutet auf die Pizzaspuren auf dessen Beinkleid.

„Hör bloß auf,“ sagt Harry „War schon verdammt schwer, die Käsereste von der Hose zu bekommen. Hoffentlich bleiben keine Tomatenflecken“

Während die beiden über die Klebeeigenschaften von Käse auf Hosen auslassen, öffnet sich die Eingangstür der Pizzeria und eine Blondine betritt das Lokal. Aus dem Augenwinkel beobachtet Pitt, dass Herr Moser in der Ecke aufsteht und die Blondine anlächelt. Zielsicher lenkt die Frau ihren Weg in die Ecke, wo Moser auf sie wartet.

Eine enganliegende, schwarze Lederhose lässt vermuten, dass fast endlos lange Beide in den hochhackigen Schuhen stecken. Eine ebenso schwarze Lederkorsage lenkt die Blicke aller männlichen Gäste des Lokals auf die beachtliche Oberweite der Frau. Um Ihren Hals hängt eine elegante Platinkette, deren Anhänger in Buchstabenform den Namen BELLA bilden. Das lange blonde Haar geht ihr fast bis zu den Hüften. Als der Blick ihrer blauen Augen den Tisch streift, an dem Harry und Pitt sitzen, bleibt sie stehen, macht kehrt und verlässt eilig das Lokal.

Moser eilt ihr nach und nach kurzer Zeit sieht man Mosers Rolls Royce vor dem Fenster vorbeifahren, die Blonde auf dem Beifahrersitz.

„Was die wohl die Stunde kostet?“ fragt Harry. „Du Pitt, halte mich nicht für blöd, aber wenn man diesen Engel sieht, dann fragt man sich glatt, warum in unseren Vorzimmern immer solche altbackenen Hausmütterchen wie die Säger sitzen.“

„Meine Güte, Harry, ich halte Dich nicht für blöd, Du bist blöd! Das könnte die Säger gewesen sein!! Aufgetakelt wie eine Edelhure auf Kundenfang und seltsamerweise urplötzlich erblondet- aber das könnte sie gewesen sein. Los, lass uns den beiden folgen.“

Und wieder kommen die Harry und Pitt nicht dazu, mit dem Essen zu beginnen. Gerade als der Kellner mit den beiden dampfenden Tellern vor ihrem Tisch auftaucht, verlassen die beiden Beamten schnell das Lokal um in Pitts Dienstwagen dem Rolls Royce des Schweizer Aufsichtsratsvorsitzenden zu folgen.

„ Harry, irgendwas ist mit dem Kerl faul.“ Mit diesen Worten beginnt Pitt die Verfolgung der Luxuskarosse, die sich schnell in Richtung Stadtrand entfernt.


Was ist mit der Blondine?


Wird Pitt Gabriela jemals wieder sehen?


Und werden unsere Polizisten jemals zum Essen kommen?

5 Kommentare:

geschichtenerzähler hat gesagt…

Der absolute Hammer!!!!, Mann, jetzt muss ich wieder eine ganze Woche warten, bis es weitergeht :-(
Bin schon gespannt wie ein Flitzebogen!!

Ziegenzüchter Piepenhagen

....gröööööhhhhhl........
ich komme fast nicht mehr unter dem Tisch hoch vor lauter Lachen!!!!

Andy hat gesagt…

Hei super es geht weiter!!!!! Danke euch :-))

piepenhagen hat gesagt…

Boah ey, gezz han ich wat zu knacken :-)))

Der Ziegenzüchter noch ganz platt vonne Lan-Paady^^

Anonym hat gesagt…

Wer anne Ziege packt kommt im Heim!!!

railway hat gesagt…

Hoffentlich kommen die Zi9egen in unserem Krimi heil davon...
Man weis ja nie, was denen alles Schlimmes widerfahren kann......
Die Welt ist ja so schlecht.......

Piepenhagen schreibt den nächsten Teil, mal sehen, was da so passiert......