Freitag, 27. August 2010

Der wahre Grund

„Das ist auch der Grund, warum ich dir offen erzähle, um was es geht.“ Mario erhebt sich und macht Angelo mit einer Handbewegung klar, dass er ihm zu einem an der Seitenwand stehenden Sofa begleiten soll. Nachdem sich beide gesetzt haben, beginnt Mario leise zu erzählen: „Dieser Pitt Brett ist sehr wichtig für unsere Familie. Vor knapp vier Jahren hat er zwei unserer Geschäftspartner,“ das Wort spuckt er regelrecht aus, „in Duisburg dingfest gemacht. Die haben mehrere Jahre als Auftragskiller gearbeitet und wurden von mir auch als Kuriere eingesetzt.“
„Kuriere?“ fragt Angelo. „Welche Art Kurier?“
Mario hebt beschwichtigend eine Hand. „Viele verschiedene Sachen. An diesem besonderen Tag aber transportierten sie Diamanten im Wert von sieben Millionen Euro zu einem Abnehmer in Duisburg. Irgendwie reichte ihnen aber ihr Status als Dienstleister nicht mehr oder sie liessen sich vom Wert der Ware blenden.“
„Mir schwant Böses,“ wirft Angelo ein.
„Dir schwant es richtig,“ wird er von Mario bestätigt. „Beim Austausch der Ware dann sind sie ausgetickt und haben den Händler und seine Begleiter erschossen. Soll ein fürchterliches Gemetzel gewesen sein. Sie schnappten das Geld und die Diamanten und haben sich aus dem Staub gemacht.“
„Und der Bulle? Mir ist klar, dass du die beiden Verräter in die Finger bekommen willst, aber was hat der Bulle damit zu tun?“
„Du kennst doch das Sprichwort; Wenn es richtig beschissen läuft, dann läuft die Scheisse sogar bergauf?“
Angelo nickt bedächtig.
Mario fährt mit der Geschichte fort: „Was die zwei Arschlöcher nicht wussten, war, dass dieser Bulle Brett schon lange ein Auge auf sie geworfen hatte, fleissig Indizien und Beweise sammelte und die zwei in dem Moment schon seit einer Woche rund um die Uhr beschatten liess. Was folgte, bekam man dann wochenlang in den Medien vorgesetzt. Eine Verfolgungsjagd quer durch ganz Duisburg, in dessen Verlauf eine Schwangere überfahren wurde, und dann die Verhaftung der beiden, nachdem sie von der Polizei für kurze Zeit aus den Augen verloren wurden. Aber diese kurze Zeit hat den beiden Schweinen gereicht, um die Diamanten und das Geld, also total vierzehn Millionen Euro, irgendwo in Duisburg zu verstecken. Sie wurden dann wegen mehrfachen Mordes angeklagt und beide zu jeweils zwei Mal lebenslänglich verurteilt. Dieser Brett bekam dann kräftig die Hände geschüttelt zu seinem grossen Erfolg, aber das ist nicht das Massgebende.“ Mario macht eine kurze Pause, damit Angelo Zeit hat, die Informationen zu verarbeiten. „Und nun habe ich ein Problem. Die zwei Schweine im Knast lassen nicht mit sich reden. Sie rücken nicht mit der Sprache raus, wo sie die Beute, also mein Geld, versteckt haben. Gewaltanwendungen haben keinen Sinn, im Gegenteil, ich brauche die beiden so lange lebend, bis sie mir das Versteck verraten haben.“
„Das leuchtet mir ein,“ sagt Angelo, „die Kerle wissen ganz genau, dass sie von dir nichts zu befürchten haben.“
„Genau, ich brauche die zwei unbedingt lebend ausserhalb der Zelle. Und für das will ich den Bullen.“
„Das kann ich jetzt nicht ganz nachvollziehen, antwortet Angelo etwas verwirrt, „für was brauchst du denn diese Type dazu,“ und hält das Foto von Pitt in die Höhe.
„Als Druckmittel. Nachdem dieser Bulle anno dazumal diesen Erfolg hatte, wurde es etwas ruhiger um ihn. Bis vor wenigen Wochen. Da hatte er wieder einen riesigen Fahndungserfolg mit der Zerschlagung eines grossen kriminell tätigen Rings in Duisburg, in dem sogar der damalige Bürgermeister involviert war. Das bescherte seiner Karriere einen mächtigen Schub. Die Stadt Duisburg hat ihn vor lauter Dankbarkeit befördert und sogar einen Luxusurlaub zusammen mit seinem Gefolge in St. Moritz springen lassen.“
„Die lassen sich aber nicht lumpen,“ meint Angelo anerkennend.
„Kein Wunder,“ entgegnet Mario, „sind ja auch Steuergelder, die da verbraten werden. Lange Rede, kurzer Sinn. Nun ist dieser Bulle zu einer Art nationaler Held hoch stilisiert worden. Und genau das will ich jetzt zu meinen Gunsten ausnützen.“
„Ich verstehe,“ sagt Angelo mit einem Lächeln, „das ist das perfekte Druckmittel um an die anderen zwei im Knast zu kommen.“
„Richtig erkannt,“ bestätigt Mario Angelo's Vermutung, „ich kann mir durchaus vorstellen, dass ich die beiden im Austausch gegen den bekannten Bullen aus dem Knast hierher in meine Finger bekomme. Und dann werden die beiden so lange bearbeitet, bis ich weiss, wo die Schweine mein Geld versteckt haben.“
Angelo grinst von einem Ohr zum anderen. „Und genau da komme ich ins Spiel, indem ich dir den Bullen frei Haus liefere, korrekt?“
„Korrekt,“ antwortet Mario verschwörerisch und streckt Angelo seine Rechte zum Handschlag, den der auch augenblicklich bestätigt.

Ist Pitt dem neuen Gegner gewachsen?
Überleben die beiden Gefangenen im Knast so lange?

Mittwoch, 11. August 2010

Die spezielle Bodenreinigung

Mario blickt Franco stumm in die Augen. Er zieht laut die Luft zwischen zusammen gebissenen Zähnen ein, dreht sich um, läuft langsam zu seinem Schreibtisch, dreht sich nochmals, geht die wenigen Schritte zu Franco zurück, baut sich vor ihm auf und legt ihm die linke Hand auf die Schulter. „Du bist also der Meinung, dass ich dir nochmals eine Chance geben soll?“

Ja, ja, unbedingt,“ antwortet Franco, hektisch mit dem Kopf nickend, „und dieses Mal versage ich nicht, ich schwöre es.“

Ich weiss,“ sagt Mario väterlich lächelnd und drückt mit seiner Hand die Schulter von Franco. „Ich weiss, dass du mich nicht enttäuschen wirst.“ Auch Franco beginnt erleichtert zu lächeln.

Mario greift mit der freien, rechten Hand unter sein Sakko, zieht mit einer geschmeidigen Bewegung eine Pistole darunter hervor, presst den Lauf der Knarre zwischen die nun erschrocken blickenden Augen von Franco auf seine Stirn und drückt ab.

Franco bleibt keine Chance, auch nur den leisesten Laut von sich zu geben, denn er ist auf der Stelle tot. Als sein Körper rückwärts auf den Boden fällt ist schon jegliches Leben aus seinem Körper gewichen. Unter seinem Kopf bildet sich eine Blutlache, die ihren Weg den Plattenfugen folgend über den Boden sucht.

Du hast recht,“ sagt Mario, und seine Stimme tönt, als ob er mit einem Kind reden würde, „du wirst mich nicht mehr enttäuschen, nie mehr.“

Während er zu seinem Stuhl hinter seinem Tisch zurück läuft verstaut er die Pistole wieder im Schulterhalfter und setzt sich dann mit angespanntem Gesicht. Zu einem seiner Bodyguards gerichtet sagt er: „Hol mir sofort Angelo Bolognese her. Es macht nichts, wenn es schnell geht.“

Der angesprochene Bodyguard rennt förmlich aus dem Büro. Der andere blickt zu seinem Boss, der ihn in dem Moment anspricht: „Und du, hol jemanden, der hier die Schweinerei auf meinem Boden aufräumt.“ Keine drei Sekunden später hat auch dieser Mann das Büro verlassen.

Es dauert auch nicht lange bis Angelo Bolognese etwas ausser Atem das Büro von Mario betritt. Mit einem kurzen Blick auf Franco's toten Körper stellt er sich vor den Schreibtisch.

Du hast mich rufen lassen, Boss,“ sagt er zu dem hinter dem Tisch Sitzenden. Mario hebt jovial die Hand zum Gruß und sagt: „Es ist schön, dich zu sehen, mein lieber Angelo.“

Meine Freude aber überwiegt,“ antwortet Angelo und zeigt beim Lächeln zwei Reihen tadellos weisser Zähne. Mit seinem dunklen Teint und den schwarzen, nach hinten gegeelten Haaren kann er seine sizilianische Abstammung unmöglich verleugnen.

Wie ich sehe,“ sagt er mit sonorer Stimme, „hast du ein kleines Personalproblem, wenn du mir diese Bemerkung erlaubst.“

Mario beginnt zu lachen. „Ich mag die Art, wie du die Sachen immer sehr direkt ansprichst.“ Angelo lächelt und deutet zum Dank eine leichte Verbeugung an. Mario zieht ein Taschentuch aus dem Jackett und tupft sich die Stirn ab.

Also, mein Junge, nimm dir einen Stuhl und setz dich,“ sagt Mario und deutet mit dem ausgestreckten Arm auf einen der leeren Stühle, die beim Schreibtisch stehen. Angelo knöpft sich das Jackett auf, setzt sich auf den sich am nächsten befindenden Stuhl und schlägt locker die Beine übereinander.

Du weisst, dass ich Franco sehr geliebt habe,“ beginnt Mario mit traurigem Blick zu erzählen, „darum habe ich ihm auch den Auftrag gegeben. Nichts Schwieriges.“ Er wiegelt mit beiden Armen ab. „Aber leider hat er den Auftrag nicht auf die Reihe bekommen.“

Das habe ich gesehen,“ antwortet Angelo mit einem süffisanten Lächeln und einem weiteren Seitenblick auf den Toten, „und die Bezahlung hat er sich sicher auch etwas anders vorgestellt.“

In diesem Moment betreten drei Männer das Büro und legen eine grosse Plane neben den Toten. Einer der Männer packt Francos Körper an den Knöcheln während der andere den Kopf des Leichnams nimmt und sie heben den Körper auf die bereit gelegte Unterlage. Sie wickeln ihn ein, während der Dritte damit beginnt, das Blut vom Boden aufzuwischen. Nach weniger als zwei Minuten stummer Beschäftigung verlassen die drei das Büro mit dem toten Franco so unauffällig, wie sie es zuvor betreten haben. Nichts mehr deutet darauf hin, dass hier vor kurzer Zeit eine Tragödie statt gefunden hat.

Angelo unterbricht als Erster die Stille: „Ich nehme mal an, du hast mich rufen lassen, um den Auftrag zu Ende zu bringen, den der Weggebrachte in den Sand gesetzt hat.“

Ich bewundere immer wieder deine schnelle Auffassungsgabe,“ sagt Mario und klatscht erfreut in die Hände. „Eigentlich wäre der Auftrag ziemlich einfach gewesen, bevor ihn dieser Versager versaut hat. Es geht lediglich darum, einen Mann dingfest zu machen, und hierher in unseren Gewahrsam zu bringen.“ Mario verdreht theatralisch die Augen gegen die Decke. „Aber nun ist dieser Typ natürlich gewarnt, und das erschwert die Sache etwas.“

Angelo nickt wissend. „Was muss ich denn alles wissen?“ fragt er nach einer kurzen Pause.

Mario erklärt ihm die wesentlichen Details wie Name, Herkunft und dass er sich zur Zeit in der Nähe in St. Moritz befindet. Während er Angelo diese Beschreibungen erzählt, kramt er ein Bild von Pitt aus einer seiner Schreibtisch Schubladen und reicht die Aufnahme Angelo. Dieser studiert das Foto eingehend.

Du willst also seinen Kopf auf deinem Schreibtisch?“ fragt Angelo.

Nicht nur den Kopf,“ wehrt Mario ab, „ich brauche den Hurensohn lebend.“

Angelo hebt überrascht die linke Augenbraue.

Und so unversehrt wie möglich,“ ergänzt Mario.

Aha,“ antwortet Angelo gedehnt, „in dem Fall brauchst du eine Information von ihm oder ihn selbst als Druckmittel, was?“ fragt Angelo mit einem breiten Grinsen.

Wie ich vorhin schon erwähnte,“ sagt Mario, „bewundere ich deine schnelle Auffassungsgabe.“ Mario lehnt sich in seinem Stuhl zurück und blickt einen Moment gedankenverloren an die gegenüber liegende Wand. „Du arbeitest schon sehr viele Jahre treu und absolut zuverlässig für unsere Familie.“

Ich bin auch sehr dankbar, seit über zehn Jahren zu euch gehören zu dürfen,“ antwortet Angelo nicht ohne ein wenig Stolz in der Stimme.



Was benutzten die Männer für ein Reinigungsmittel?
Was besprechen die beiden nun im Detail?

Montag, 19. Juli 2010

Noch mehr Rätsel

Während des tragischen, aber von der Umwelt unbemerkten Unfalles des Ei's diskutieren Monika und Kurt leise miteinander. Kurt hebt den Kopf ein wenig und blickt die mit ihm am Tisch sitzenden nachdenklich der Reihe nach an und atmet tief ein, bevor er sagt: „Monika und ich sind gerade einem sehr wichtigen Detail nachgegangen. Wir können uns darauf beim besten Willen keinen Reim machen und suchen eine Erklärung dafür.“ Mit diesen Worten erreicht Kurt die ungeteilte Aufmerksamkeit der anderen.

Dann weiht uns mal in eure geheimnisvolle Rätselei ein, ihr beiden,“ meint Gabriela, durch die Andeutungen von Kurt schon ganz neugierig geworden.

Ihr habt sicher nicht vergessen,“ beginnt Kurt mit der Erklärung, „dass der Profikiller Harald Hartwig in der Tiefgarage gefunden wurde.“

Wir sind ja schon etwas dämlich,“ antwortet Harry, „aber so doof dann doch nicht.“

Bei dir wäre ich mir da aber nicht so sicher,“ flachst Pitt mit einem Grinsen im Gesicht.

Also,“ unterbricht Monika die beiden, bevor sie sich gegenseitig nur das Beste wünschen, „ich würde euch beiden ja liebend gerne noch etwas zuhören, aber wie vorhin von Kurt schon angesprochen, ist da eine Sache, die wir nicht einordnen können. Und zwar der Tiefgaragen-Killer, der schnell, sauber und absolut professionell aus der menschlichen Gemeinschaft entfernt wurde.“

Da war ein kalter Profi am Werk,“ wird sie von Harry unterbrochen.

Genau.“ Monika nickt und tippt kurz mit der Hand auf Kurts Unterarm um ihm das Wort weiter zu geben.

Das ist ja das eigentlich Komische an dieser Sache,“ meint Kurt. „Wir haben auf der einen Seite einen professionellen Killer, der mit der bestmöglichen Ausrüstung und Bewaffnung ganz offensichtlich dazu engagiert wurde, unseren Kollegen Pitt in die ewigen Jagdgründe zu befördern.“ Die Anwesenden nicken zustimmend. „Auf der anderen Seite aber haben wir jemanden, der eben diesen Profi-Killer in der Tiefgarage von seinem Auftrag befreit, indem er ihm zwei Kugeln in die Brust und eine in den Kopf schiesst. Eine klassische Hinrichtung mit dem finalen Fangschuss am Schluss. Nun stellt sich mir die Frage: Was soll das Ganze? Erstens, wer hat ein solch dringendes Interesse daran, dass Pitt von der Bildfläche verschwindet und diesen sicher nicht billigen Killer anheuert, und zweitens, wer hat Interesse daran, dass Pitt nichts geschieht und tötet einen gedungenen Mörder und rettet damit so wahrscheinlich dein Leben.“ Kurt blickt Pitt direkt in dessen verwundert blickendes Gesicht. Nun sind alle Augen auf Pitt gerichtet.

An das habe ich gar noch nicht gedacht,“ bemerkt Pitt trocken und nervt sich sichtlich darüber, dass ihm diese offensichtliche Tatsache nicht selber schon früher aufgefallen ist.

Komisch, nicht wahr,“ bemerkt Monika, „und dieser unbekannte Schutzengel zieht es vor, aus dem Verborgenen zu agieren. Warum zeigt er sich nicht offen und offenbart seine Beweggründe?“

Lähmende Stille macht sich an dem Tisch breit als den sechs daran Sitzenden das eben Ausgesprochene klar wird und sie etwas Zeit brauchen, um es zu verdauen.



Franco, Franco,“ beginnt Mario seinen Satz wieder, „du machst deinem Vater, Gott habe ihn selig,“ Mario bekreuzigt sich bedächtig, „keine Ehre.“

Aber,“ beginnt Franco zu widersprechen, doch die in die Höhe geschnellte Hand von Mario lässt ihn gleich wieder verstummen. Mario holt tief Luft und mit einem lauten Seufzer fährt er fort.

Habe ich dich nicht wie einen Sohn behandelt? Habe ich dir nicht ein Zuhause gegeben? Habe ich dir nicht mein Vertrauen geschenkt?“

Sicher, das hast du alles für mich getan,“ beeilt sich Franco mit seiner Antwort, „dafür bin ich dir auch ewig dankbar.“

Warum dann, sag mir, warum dann enttäuscht du mich so?“ fragt Mario mit einem verzweifelten Unterton in seiner Stimme. „Habe ich dich so arg überschätzt? Hatte ich zuviel Hoffnung in dich gelegt?“ Mittlerweile ist Mario hinter seinem Schreibtisch aufgestanden und hat damit begonnen langsam hin und her zu gehen. „Es war doch ein einfacher Auftrag.“

So einfach auch nicht,“ widerspricht Franco beinahe etwas trotzig. Dieser Einwand wird sofort von Mario mit einem harten Blick quittiert. „Ich meine,“ beeilt sich Franco mit seiner Ausführung, doch er wird erneut mit der erhobenen Hand von Mario zum Schweigen gebracht.

Alles, um was ich dich gebeten habe, war, dass du mir diesen deutschen Bullen Pitt Brett bringst, nicht mehr und nicht weniger.“ Bei diesen Worten hebt Mario seinen Zeigefinger und hält ihn demonstrativ vor das Gesicht von Franco. „Nur diesen einen Wunsch hatte ich an dich gerichtet.“ Mit einem enttäuschten Kopfschütteln setzt er seine Wanderung hinter dem Schreibtisch fort.

Franco, sichtlich nervös um Worte ringend: „Aber der Typ ist gut. Das wusste ich nicht. Er hat meine Leute völlig überrumpelt.“

Verdammter Scheissdreck!“ wird er von Mario schreiend unterbrochen. Franco zuckt erschrocken zusammen. „Deine Leute sind unfähig,“ fährt Mario mit hochrotem Kopf fort, „ihr bekommt dieses Bullenschwein wie auf dem silbernen Tablett serviert. Alleine, ich betone, alleine auf der Piste, ohne seine Freunde, auf den Skiern. Ein Flachländer auf den Skiern. Das hätte das Ganze noch einfacher machen sollen. Das ist wie ein gottverdammter Sechser im Lotto und du versaust die ganze Sache.“ Mittlerweile ist Mario um den riesigen Schreibtisch herum gekommen und hat sich direkt vor Franco aufgebaut.

Triefend vor Angstschweiss beeilt sich dieser zu erwidern: „Aber er konnte sehr gut Ski fahren und..,“

Silencio,“ schreit Mario, „deine Männer konnten auch ausgezeichnet Ski fahren, sie sind ja hier aufgewachsen. Also hör auf mit deinen billigen Ausflüchten um deine eigene Inkompetenz zu kaschieren.“ Es scheint, als ob Franco bei diesen Worten um mehrere Zentimeter geschrumpft ist. „Dieser Bulle aus dem Ruhrpott war sogar unbewaffnet, und was passiert, er schaltet deine Leute mit den Skistöcken aus, mit den Skistöcken. Ich kann es immer noch nicht glauben.“ Mario schüttelt den Kopf. „Zum Glück habe ich auch noch Dario und sein Team verdeckt hin geschickt. Die haben dann hervorragende Arbeit geleistet und die ganze Schweinerei aufgeräumt, die du da angerichtet hast.“

Es tut mir leid,“ antwortet Franco weinerlich, „wir wurden von diesem Bullen völlig überrumpelt. Aber ich verspreche dir, beim nächsten Versuch schnappe ich ihn mir, denn nochmals lasse ich mich nicht von dem verarschen.“


Finden die Kriminalisten heraus, wer Pitt an Lebendige will?

Und kommen sie hinter das Geheimnis, wer Pitt schützt?

Bekommt Franco eine zweite Chance?

Dienstag, 13. Juli 2010

Fragen über Fragen

Pitt schluckt den Bissen vom Brötchen mit Marmelade runter und meint dann: “Mit der Bewaffnung von dem Harald hätte der einen kleinen afrikanischen Staat im Alleingang erobern können. Ich frage mich nur, warum der uns so stark bewaffnet gefolgt ist.“

Kurt und Harry blicken sich fragend an. Harry sagt dann: „Die oder derjenige, der es auf dich abgesehen hat, wollte wohl absolut sicher sein.“

Die wollten dich nicht nur tot sehen,“ ergänzt Kurt, „die wollten dich regelrecht pulverisieren.“ Gabriela streckt ihren Arm und streichelt über Pitt's Hand.

Eigentlich müsste ich mich ja extrem geehrt fühlen über diese immense Aufmerksamkeit durch meinen unbekannten Feind.“ Pitt blickt Gabriela in ihre besorgt blickenden Augen. Es ist schon unfair, denkt er sich, da lerne ich endlich eine wunderbare Frau kennen, die nicht nur wunderschön ist, sondern auch einiges im Kopf hat. Eine Frau, die mich nimmt, wie ich bin. Mit allen Ecken und Kanten. Die akzeptiert, dass mein Job alles andere als ein Zuckerschlecken ist und eine Beziehung immer wieder aufs Neue herausfordert und auf die Probe stellt. Die mir Kraft und Motivation gibt. Bei der ich mich sicher und behütet fühle. Und bei der ich auch schwach sein darf. Und nun bringe ich sie und meine Freunde in allergrösste Gefahr. Bei diesen Gedanken schweifen seine Augen von Gabriela zu Harry und Susi und von dort zu Kurt und Monika. Ein schwerer Kloss legt sich zentnerschwer auf seinen Magen und raubt ihm den Appetit.

Was denkst du?“ fragt Susi mit leiser Stimme.

Ich mache mir grosse Sorgen um euch,“ antwortet Pitt, „ich habe Angst um euch, weil ich befürchte, dass ihr in feindliches Feuer geratet, das eigentlich für mich bestimmt ist.“

Keine Sorge,“ antwortet Kurt, „wir sind alle gross genug, um auf uns aufzupassen.“ Kurt zwinkert Pitt zu.

Pitt nickt langsam. „Aber ihr habt ja selbst gesehen, dass da ausgebuffte Profis am Werk sind und keine dilettantischen Kleinganoven.“

Harry hebt den Löffel, an dem noch ein grosses Stück von seinem Frühstücksei hängt. „Du hast recht, aber wir hier sind auch alle Profis, die bei ihrem Job auch wissen, wie es läuft.“ Um seinen Worten den nötigen Nachdruck zu verleihen, wedelt er kräftig mit dem Löffel durch die Luft, was zur Folge hat, dass sich das daran klebende Ei spontan dazu entschliesst, sein Seelenheil in der Flucht zu suchen und fliegender weise unter dem Nachbartisch zu verstecken. Mit einem verlegenen Uuuups und der Verfärbung seiner Ohren in ein leuchtendes Rot versucht Harry den Vorfall erfolglos zu kaschieren.

Die Freude des Ei's über seine wundersame Rettung währt aber nicht lange. Der Schuh des an dem Tisch sitzenden Frühstückgastes deformiert es zu einer undefinierbaren Masse und befördert es direkt in das Eiweiss-Nirwana.



Zur selben Zeit im Luxusskiort Bormio, am Fusse des majestätischen Stilfserjoch gelegen. Nicht weit von der italienischen Metropole Turin entfernt. Bekannt auch durch die alljährlich stattfindenden Ski Weltcuprennen. In unmittelbarer Nähe der Abfahrtspisten, an einem mit Licht überfluteten Sonnenhang an dem sich die millionenteuren Villen wie Kletten an den Hang klammern, liegt auch die Villa von Mario Carbonara, die aussieht wie eine kleine Alpenfestung. Das ganze riesige Areal wird von einer meterhohen Bruchsteinmauer umgeben, die aus den in der Umgebung liegenden Steinbrüchen geschlagenen Granitsteinen stammen. Die Mauerkrone wird noch zusätzlich durch eine Stacheldrahtverspannung gesichert. Alle fünfzig Meter ist eine Video-Überwachungskamera installiert, die wie ein Metronom regelmässig hin und her schwenkt. Der eigentliche Eingang ins Gelände wird durch ein riesiges schmiedeisernes Tor versperrt. Im Abschlussturm rechts befindet sich die Überwachungs-- und Zugangskontrolle wo allfällige Besucher mit Video- und Röntgentechnik ohne ihr Wissen bis aufs Innerste kontrolliert werden können. Hinter der Steinsäule angebaut befindet sich das Wachhaus, das rund um die Uhr von zwei schwer bewaffneten Männern besetzt ist. Dem aufmerksamen Beobachter entgehen auch die im ganzen Gebiet patrouillierenden Männer nicht, von denen jeder einen Dobermann an der Leine mit sich führt.

Hinter der langen geschwungenen Einfahrt erhebt sich das Hauptgebäude. Eine wahre Trutzburg mit ihren spitz zulaufenden Türmen, den reich verzierten Erkern und den schräg nach innen laufenden Fensterleibungen, die dem Haus das Aussehen einer mittelalterlichen Festung mit ihren Schiess-Scharten verleiht. Das ganze Gebäude ist mit wundervollen Sgraffito, einer speziellen Stucktechnik aus dem sechzehnten Jahrhundert, bei der Bilder und Ornamente in die obere Putzschicht gekratzt werden, verziert.

Hinter der riesigen, nach Süden ausgerichteten Fensterfront befindet sich das Büro von Mario Carbonara. Er sitzt hinter einem gewaltigen Schreibtisch aus Mahagoni, der so gross ist, dass problemlos zwei komplette Fussballmannschaften daran hätten gleichzeitig zu Mittag essen können. In einigem Abstand vor dem Tisch steht ein sichtlich verlegener Franco Matteo, die Hände ringend und immer wieder versuchend, ein Lächeln zustande zu bringen, das dann doch jedes Mal noch etwas verkrampfter wirkt als das vorhergehende.

Mario Carbonara hat die Fingerspitzen seiner Hände aneinander gelegt und die Ellenbogen auf der riesigen Tischplatte abgestützt. Es wirkt, als ob er seine Nasenspitze auf beiden Zeigefingern balancieren würde. Unter buschigen Brauen blicken seine eisblauen Augen unverwandt auf Franco, dessen Schweissausstoss immer heftiger wird.

Franco, Franco, Franco,“ sagt Mario unvermittelt, „was soll ich nur davon halten?“ Wie in Zeitlupe lässt er die Arme sinken bis sie flach auf dem Tisch liegen. Er dreht den Kopf, blickt seine beiden Bodyguards an, die dort mit verschränkten Armen an der Seitenwand des Büros stehen, dreht den Kopf wieder zurück und schüttelt ihn unmerklich. Dabei fällt ihm eine graue Strähne seines etwas schütteren Haares auf die Stirn. Mit einer ruhigen Bewegung streicht er sie wieder weg an ihren angestammten Platz.


Schmeckt das Frühstück so überhaupt?

Wer sind dieses Spaghettis?

Was hat der Franco ausgefressen?

Samstag, 10. April 2010

Beim Frühstück

Am nächsten Morgen sitzen die beiden Pärchen beim Frühstücksbüffet im Frühstücksraum des Hotels. Das Büffet ist großzügig und bietet viel Abwechslung. Pitt hat sich für ein englisches Frühstück mit gebackenen Bohnen, gebratenen Würstchen und Orangensaft entschieden, die drei anderen ziehen die Variante mit Brötchen, Wurst und Käse vor. Die Stimmung der Freunde ist gedrückt, die Sorge, warum jemand hinter Pitt her ist, lässt keine wirklich gute Stimmung aufkommen.
Harry deutet zum Eingang des Frühstücksraumes. Dort ist Kurt in Begleitung einer ungefähr fünfzigjährigen, ziemlich resolut wirkenden, aber nicht unattraktiven Frau aufgetaucht und schaut sich um. Harry winkt den beiden zu und wenige Sekunden später sind sie an dem Tisch der vier Freunde. "Grüezi mitteinand" sagt Kurt und stellt seine Begleitung als Monika Marty vor. "Monika ist die beste Fachfrau in der Spurensicherung, die wir in der Schweiz und vermutlich in ganz Europa haben!"
"Zumindest die beste hier im Raum" dämpft Monika seine Euphorie, greift in eine überdimensionierte Handtasche und holt zwei große, braune Umschläge hervor.
Den einen öffnet sie sofort und knallt Pitt den Inhalt vor der Nase auf den Tisch.
" Die Glasscherben stammen von einer Skibrille mit Spezialgläsern. Die Gläser stammen von der Firma Preventosol aus Deutschland und sind speziell beschichtet. Die filtern UV-A und UB-B-Licht und wirken polarisierend. Diese Gläser werden in extrem teure Skibrillen eingebaut. Das ist dann sozusagen eine Skisonnenbrille, die nicht nur die Augen schont, sondern auch fast jeden Lichtreflex und fast jede Spiegelung von Fenstern oder Wasserflächen wegnimmt. Auch das Glitzern des Schnees ist mit diesen Brillen nicht zu sehen."
Pitt schaut die Frau an und fragt:"Gut, jetzt wissen wir, dass die Typen sich teure Brillen leisten können, aber was hat das mit den Verfolgern zu tun?"
"Sagen Sie, Herr Brett, sind sie so begriffsstutzig, wie sie tun? Das sind Brillen gewesen, mit denen diese Typen sie gar nicht hätten verfehlen können. Die haben vermutlich auf Sie gewartet und wollten Sie abfangen und entführen. Die Brillen sind Profiausstattung. Hätten die es auf Ihr Leben abgesehen, wären Sie jetzt nicht mehr hier. Hätte man es darauf abgesehen, sie umzubringen, dann hätte ein Pistolen- oder Gewehrschütze Sie immer sehen können, selbst hinter einem spiegelnden Fenster oder bei tiefstehender Sonne im glitzernden Schnee. Herr Brett, Sie sollten darauf achten, dass Sie nicht mehr alleine unterwegs sind!"
Pitt beginnt zu grübeln. Irgendjemandem muß er so auf die Füsse getreten haben, dass dieser Jemand sich an ihm rächen will. Dass jemand ide Duisburger Polizei erpressen will, erscheint ihm unwahrscheinlich. Ein ehemaliger Freund von Gabi vielleicht? Nein, das kann es nicht sein, Gabi ist schon viel zu lange in Duisburg, sie ist in quasi in Duisburg aufgewachsen. Und dass eine ehemaliger Freund extra in die Schweiz mitreist, um Pitt zu entführen? Das erscheint Pitt unsinnig.
Es muss also etwas mit Pitts Job als Polizist zu tun haben und vermutlich mit einem Fall, bei dem Pitt etwas herausgefunden hat, was für den Auftraggeber der von Pitt getöteten Beinahe-Entführern sehr gefährlich sein könnte. Nur - was kann das sein?
Monika öffnet den zweiten Umschlag. " Und das hier sollte ich Ihnen von unserem Leichenfledderer aus der Gerichtmedizin mitbringen"  Sie legt Pitt einen Obduktionsbericht vor. "Der Tote aus dem schwarzen Porsche kommt aus Ihrem Land, Herr Brett. Er ist zwar nicht aus Duisburg, aber ich glaube, Oberhausen ist nicht alluzuweit von Duisburg weg, oder? Harald Hartwig heisst der Tote, ist ca. vierzig jahre alt und ging keiner geregelten Tätigkeit nach. Trotzdem ging es ihm finanziell nicht schlecht und er stand im Verdacht, an einigen krummen Geschäften wie Raub und Erpressung beteiligt gewesen zu sein. Er wird auch mit einigen ungeklärten Todesfällen in Verbindung gebracht.  Ja, Amtshilfe der Duisburger Kollegen geht auch, wenn Sie nicht zuhause sind, Herr Brett. Ihre Kollegen lassen Sie übrigens schön grüßen"
Kurt hat noch ein paar Informationen über den Porsche. Es ist ein Mietwagen von einer Düsseldorfer Autovermietung für Nobelmarken, dort bekommt man ohne guten Leumund und ohne Gold- oder Platinkreditkarte noch nicht einmal ein Fahrrad ausgeliehen. Der Wagen wurde an dem Tag ausgeliehen, als Harry,Susi, Gabi und Pitt sich auf den Weg in die Schweiz gemacht haben.
In dem Wagen haben die Mitarbeiter der Spurensicherung einen Umschlag mit einigen Fotos von Pitt und Gabi gefunden, auf denen jeweils das Gesicht von Pitt mit einer Art Fadenkreuz eingekreist war. Im Handschuhfach lag eine geladene Walther P99, Kaliber 45 und im Kofferraum lagen noch eine 9 mm-Maschinenpistole vom israelischen Fabrikat UZI und ein Präzisionsgewehr vom Typ G22 im Kaliber 7,62 x 67 .300 Winchester Magnum. Passende Munition für die beiden Waffen lag kartonweise in der Mulde für das Reserverad.
"Ich weis nicht, wem sie auf den Schwanz getreten haben, Herr Brett" sagt Monika. "Aber ich denke, dass Sie wirklich in großer Gefahr sind. Mit dem G22 und dieser Munition kann man Sie auf über einen halben Kilometer Entfernung mit tödlicher Sicherheit von den Skier holen".....

Wer will etwas von Pitt?
Ist auch Gabi in Gefahr?
Hat Monika schon gefrühstückt?

Montag, 15. März 2010

Auf den Knien im Schnee

Pitt starrt verwundert auf die Stelle, auf der eigentlich der von ihm getötete Angreifer liegen müsste.

Und du bist sicher, dass du das alles nicht nur geträumt hast,“ fragt ihn Harry verwundert, „man sieht ja nicht einmal Abdrücke oder so.“

Was soll das?“ blafft Pitt zurück. „Ich habe zwar zwei Bier im Kopf, aber das heisst nicht, dass ich schon besoffen bin.“ Ungläubig dreht er sich um die eigene Achse und sucht mit zusammen gekniffenen Augen verzweifelt die weisse Schneedecke ab. „Genau hier war es. Genau hier hat der Typ gelegen.“ Er hebt hilflos die Hände. „Ich kann mir das Ganze nicht erklären. Wohin ist der Typ bloss so schnell verschwunden?“

Und wer danach noch die Zeit hatte, so gut aufzuräumen, dass man nicht einen Tropfen Blut entdeckt,“ sagt Kurt, der mittlerweile auf Händen und Knien durch den Schnee rutscht, um eventuelle kleinste Spuren nicht zu übersehen. Gabi, Susi und Harry machen es ihm nach und beginnen damit, den Boden systematisch abzusuchen. In der Hoffnung, dass die Attentäter irgend etwas übersehen haben. Denn mit den winzigen Glassplittern, die hier im Schnee liegen, lässt sich spurentechnisch überhaupt nichts anfangen.

Danke, dass ihr mir glaubt,“ sagt Pitt etwas resigniert. „Seit wir hier in St. Moritz sind, habe ich das Gefühl, dass hier irgend etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.“ Er blickt den Hang hinauf, zu der Stelle, an der die ganze Verfolgungsjagd begonnen hat und schüttelt den Kopf. „Unglaublich, zwei Tote stehen auf, machen hinter sich sauber und verdünnisieren sich dann, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ich drehe gleich durch und könnte....“

Deine Aussage stimmt so nicht ganz,“ unterbricht ihn Gabriela, deren Blick konzentriert auf den Schnee vor ihr gerichtet, „wenn mich nicht alles täuscht, ist das eine Scherbe, die da hochkant ein wenig aus dem Schnee schaut.“

Wo?“ schreit Pitt und sinkt sofort neben Gabriela in die Knie. Sie zeigt mit dem ausgestreckten Arm vor sich und da sieht Pitt etwas im Sonnenlicht funkeln. „Klasse,“ schreit er aufgeregt und durchsucht alle Taschen seines Skianzuges nach einem Behältnis. „Hat jemand von euch zufällig einen Beutel oder so was ähnliches dabei?“ fragt er um sich blickend seine Partner.

Ich war nicht darauf vorbereitet, in den nächsten Fall zu stolpern, sonst hätte ich dem Spurensicherer in der Tiefgarage seinen Koffer geklaut und zum Skifahren mitgenommen,“ entgegnet Kurt.

Du mich auch,“ antwortet Pitt, „wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich gar nicht erst hier hoch gekommen.. Oder zumindest nicht ohne schwere Waffen.“

He ihr beiden,“ geht Susi dazwischen. Sie zieht mit der linken Hand eine Packung Papiertaschentücher aus dem Skianzug. „Wenn das leer ist, geht das dann auch?“

Du bist ein genialer Engel,“ grinst Harry Susi an und küsst sie auf die Wange. Nachdem Susi die Taschentücher in ihre Tasche zurück gestopft hat gibt sie Pitt den nun leeren Beutel. Der nimmt ihn vorsichtig mit der rechten Hand, stülpt ihn langsam über die Scherbe, zieht sie vorsichtig aus dem Schnee und wickelt sie dann behutsam mit der Hülle ein.

Das ist sicher ein Teil der Brille, die ich durchstossen habe, denn die Farbe ist identisch. Ziemlich dunkel und verspiegelt.“ Pitt ist die Erleichterung darüber förmlich anzusehen, dass doch noch ein allfälliges Beweisstück sicher gestellt werden konnte. Kurt tritt nahe an Pitt und reicht ihm die Hand um ihm wieder auf die Füsse zu helfen.

Welches sind deine Skistöcke?“ fragt er dabei.

Die dort,“ antwortet Pitt und zeigt auf ein Paar rot-weiss gestreifte, „warum?“

Ich habe einen kleinen Hoffnungsschimmer,“ gibt Kurt rätselhaft zurück und setzt sich zu den Stöcken in Bewegung. Dort angekommen, zieht er beide aus dem Schnee, dreht sie um und betrachtet eingehend die Spitzen.

Was macht er denn da?“ fragt Gabriela Harry.

Wenn ich mich jetzt nicht völlig täusche, schaut er, ob er an den Spitzen noch Blutspuren findet. Denn wenn Pitt dem Gegner die Stöcke in den Hals gerammt hat, dann muss jede Menge Blut geflossen sein. Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr gering, da Pitt die Stöcke noch zum herunter fahren benutzt hat. Und hier sind sie ja auch wieder im Schnee gesteckt.“ Harry zieht die Schultern hoch und macht dabei mit den Händen wiegende Bewegungen.

Bingo, sagt Kurt ganz leise zwischen den Zähnen hindurch. „Glück muss man haben.“ er dreht sich um und hält Pitt den einen Stock vor das Gesicht. Er deutet mit dem Zeigefinger auf eine Stelle unterhalb des Plastiktellers. „Siehst du auch, was ich sehe,“ fragt er Pitt. Nach einem kurzen Moment angespannter Ruhe erstrahlt ein seliges Lächeln in Pitts Gesicht.

Und wie ich das sehe,“ sagt er triumphierend, „Blut. Nicht viel, aber für eine Blutgruppen- und DNA-Bestimmung sollte es reichen.“

Kurt nickt. „Eventuell finden wir in den Datenbanken von Interpol etwas über diese aggressiven Pistenrowdys.“

Mit äusserster Vorsicht fahren die fünf runter an die Talstation, wo Kurt beim Eingang sofort einen grossen Plastiksack organisiert in den er den Stock mit dem Blut behutsam einwickelt.

So, nun müssen der Stock und natürlich auch die Scherbe zur Spurensicherung, und zwar so schnell wie möglich,“ meint Harry.

Und ich weiss auch schon, zu wem,“ antwortet Kurt, „ich organisiere einen Kurier der das Zeug sofort nach Zürich bringt.“ Ein schelmisches Grinsen macht sich auf Kurts Gesicht breit. „Und zwar an meine liebe Freundin, Monika Marty. Die hat sicher Freude, wenn sie ein Paket von mir bekommt.“

Soso,“ meint Pitt, „eine Busenfreundin von dir?“

Nein, du, sie ist doch ein wenig zu alt für mich, oder ich zu jung für sie,“ entgegnet Kurt, „aber in der Spurensicherung ist sie mit Abstand das Beste, was die Schweiz zu bieten hat. Wenn uns das Blut oder die Scherbe etwas zu erzählen haben, die Monika kitzelt das aus den Dingen raus, wie auch immer sie das anstellt. Auf sie kann ich mich hundertprozentig verlassen.“

Gut, dann machen wir das so,“ antwortet Pitt, „und von nun machen wir alles gemeinsam. Denn ich glaube nicht, dass die Typen nach diesem Rückschlag einfach aufgeben. Die werden sicher weiterhin versuchen, mich in die Finger zu bekommen.“



Wann kommt der nächste Angriff?

Hat Monika Marty Freude am Paket von Kurt?


Montag, 8. März 2010

Auf der Piste

Irgendwie hab ich das Gefühl, das hier hängt mit dem Typen zusammen, den ich am Buffet gesehen habe. Irgendwo hab ich den schon mal gesehen, sagt Pitt. Ich komm schon noch drauf.

Leute, sagt Kurt, geht jetzt mal auf die Piste, im Moment könnt ihr mir ja doch nicht helfen. Seit mal um 13 Uhr am Hauptlift, vieleicht kann ich ja dann doch noch etwas mitfahren.

Ok sagt Harry, dann werden wir mal losziehen.

Die vier Freunde gehen zur Seilbahn, steigen ein und lassen sich nach oben bringen. An der ersten Station will Gaby schon aussteigen, weil sie erst mal den leichten Teil der Abfahrt zum warmmachen nutzen will. Harry und seine Angebetete steigen mit aus, währen Pitt bis ganz nach oben will. Wir treffen uns im Tal sagt er und gibt seiner Gaby einen fetten Kuss. Oben angekommen steigt er aus und schnallt seine Bretter an. Erst langsam, dann immer schneller werden seine Schwünge. Er genießt die Ruhe, denn er ist fast allein auf der Piste. An einem Steilhang rast er hinunter und weiter in eine Schneise. Aber während Pitt die Bäume hinter sich läßt und in freies Gelände kommt, tauchen zwei Skiläufer aus einm Tannenwäldchen auf.
Sie folgen ihm in einem Abstand von gut hundert Metern, wobei sie sich rechts und lings von seiner Spur halten. Pitt behä#lt eine gleichmäßige Geschwindigkeit bei und vollführt kure Schwünge, so daß seine Verfolger neben ihm genug Paltz haben. Aber sie überholen ihn nicht, sondern nehmen ihn in die Zange. Pitt zieht rüber and den Rand der Piste. Seine Begleiter bremsen wie Eishockeyspieler. Einer über Pitt und einer unterhalb von ihm.
Die Männer starren Pitt wortlos an. Schönen guten Morgen wünscht der Eine freundlich. Sie sind doch Mister Pitt? Pitt nickt und fragt sich was das soll. Greadezu gemütlich rammen der Eine seine Stöcke in den Schnee und zieht eine Walther PPK hervor.

Das muß ein Irrtum sein sagt Pitt. Die Beiden lachen und sagen, denk mal nach Mister Pitt, wir standen bei Ihnen an der Bar. Und jetzt mach keinen Ärger und komm mit. Was wollen sie fragt Pitt. Ich will, daß sie den Mund halten und nur das tust, was ich sage. Pitt bleibt ruhig und fragt, wo bringt ihr mich hin? Wir bringen sie nirgendwo hin, wir liefern sie ab. Betrachten sie uns einfach als Paketservice von UPS. Es ist nichts Persönliches, alles rein geschäftlich. Los jetzt und immer schön langsam.

Pitt fährt einen weiten Bogen, aber anstatt den Hang zu queren, dreht ersich um hundertachtzig Grad, so daß er berauf blickt. Sein Begleiter merkt es viel zu spät. Pitt stemmt den Talski in den Schnee, packt seinen rechten Skistock mit beiden Händen und stößt dem Mann die Stahlspitze oberhalb des Rollkragens in den weichen Teil des Halses. Der Mann gibt ein feuchtes Grugeln von sich und stürzt zu Boden. Der führende Mann blickt über die Schulter. Pitt reißt seine improvisierte Lanze zurück und stürzt sich die Piste hinunter. Er rammt seine Ellbogen gegen die Wange des 2. Mannes und bringt ihn daruch aus dem Gleichgewicht. Pitt rast den Hang hinunter als er auch schon das Summen von Kugeln, die ihn knapp verfehlen hört. Doch schon 2 Sekunden später ist er aus der Schußlinie. Der Mann überholt ihn stürzt aber und verschafft Pitt wichtige Zeit. Während der Mann aufsteht, rast Pitt genau auf ihn zu. Der Mann versucht hektisch seine Waffe zu ziehen, aber da ist Pitt auch schon bei ihm und stößt im beide Skistöcke ins Gesicht. Die Skibrille zersplittert und der Mann stürzt den Abhang hinunter und landet in einem kleinen Wäldchen. Pitt fährt zu ihm hin und sieht, daß er tot ist.

Langsam fährt er zum Tal und überlegt was die beiden von ihm wollten. Immer mehr verdichtet sich der Gedanke, daß der Mann, der ihm am Buffet begegnet ist, in der Sache verwickelt ist. Toller Skiurlaub denkt er, kaum ein paar Stunden hier und schon 3 Tote.

Unten an der Seilbahn angekommen sieht er seine 3 Freunde, fährt zu ihnen hin und schildert ihnen sein Erlebnis. Plötzlich steht auch Kurt in voller Skiausrüstung bei ihnen und grinst sie an. Alles erledigt sagt er, wir können jetzt losfahren. Alle steigen in die Gondel und Pitt erzählt seine Geschichte noch einmal. Oben angekommen, steigen sie flugs aus und Pitt fährt voraus zu der Stelle des ersten Toten. Aber zu seinem Erstaunen liegt da keiner mehr. Der war tot, toter gehts nicht, wie ist der bloß weggekommen? Auch in dem Wäldchen ist keiner zu sehen, nur ein paar Splitter einer Skibrille liegen noch im Schnee.

Wer waren diese Männer?
Wer hat die Leichen entfernt?

Sonntag, 7. Februar 2010

Ein Profijob

Es wird ein gemütlicher Abend. Die beiden Pärchen und Kurt geniessen den Abend im Restaurant und genehmigen sich anschließend an der Bar noch einen Drink. "Es ist schon verlockend, wenn man nur seine Zimmernummer nennen braucht und mit den Bezahlen erstmal nichts am Hut hat:" Pitt grinst und unterschreibt die Rechnung an der Bar.
Dann löst sich die kleine Gruppe auf, Susi und Harry verschwinden auf ihr Zimmer und nachdem Kurt sich verabschiedet hat, machen Gaby und Pitt das gleiche. Im Zimmer angekommen legt Pitt seine Jacke ab. "Sag mal," fragt Gaby,"Hast Du Dir in der Bar die Tasche ausgerissen?" Sie zeigt auf die rechte Innenseite der Jacke. Dort ist eine Innentasche, vielmehr es war dort einen Innentasche. Jetzt ist dort ein Loch, ein sauberer, glatter Schnitt. "Verdammt nochmal, wo ist meine Geldbörse?" Pitt ist auf einmal wieder völlig nüchtern. Irgendjemand hat ihm im Laufe des Abends seine Jacke aufgeschnitten und seine Geldbörse gestohlen. Ihm, den schärfsten Bullen Duisburgs, ihm, der die Bande um Schreiner und Moser gesprengt hat, dem Schrecken der Duisburger Unterwelt."Gaby, ich habe mich wie ein Anfänger - nein, wie ein Dorftrottel beklauen lassen und habe es nicht gemerkt!" - "Ach, Pitt, ich habe Dich trotzdem lieb........"
Pitt rekapituliert. Beim Eintreffen an der Rezeption hat er sich ausweisen müssen und seinen Personalausweis hebt er in seiner Geldbörse auf. Da hat er sie noch gehabt. Später, beim Umziehen auf seinem Zimmer, da hat er sie auf das Sideboard im Zimmer gelegt und nach dem Umziehen wieder in die Jackentasche gesteckt. Da war sie also auch noch da. Es bleiben also nur die Bar und das Hotelrestaurant. In der Bar war nichts besonderes, da kann nichts passiert sein. Also bleibt das Hotelrestaurant. Und da fällt es ihm wie Schuppen von den Augen. Der Typ, der ihn am Büffet angerempelt hat - völlig grundlos, es war genug Platz um solche Rempeleien zu vermeiden. Der Typ vom Büffet kam ihm sowieso seltsam bekannt vor, irgendwo hat Pitt den schon mal gesehen. Nur wo soll er ihn einordnen? Pitt grübelt und grübelt und kommt nicht darauf, wo er den Typen herkennt.
Es klopft an der Tür. Gaby öffnet. Draussen stehen Harry und seine Susi, in voller Skimontur. Harry hat sich vor dem Urlaub extra einen neuen, weissen Skianzug gekauft, mit grünen Strefen an den Seiten. Den Helm, den er noch unter dem Arm trägt, scheint es sich in der Fahrbereitschaft der Duisburger Motorradpolizei beschafft zu haben. Es ist ein Integralhelm auf dem hinten auch noch in großen, schwarzen Buchstaben "POLIZEI" steht.
"Mann, Kerl, das ist doch peinlich......." Pitt schüttelt den Kopf, aber Harry meint, dass er den Helm noch von früher habe und mit einem Kommissargehalt kann man halt nicht so große Sprünge machen.
Die beiden betreten das Zimmer und in dem Augenblick kommt Gaby aus dem Bad. Auch sie ist pistenfertig. In dem hautengen Skianzug kommt ihre tolle Figur richtig zur Geltung, besonders, weil der Anzughersteller sich bei der Farbgebung an einem Tigerfell orientiert zu haben scheint.
Zehn Minuten später ist auch Pitt soweit. Die vier Freunde machen sich auf den Weg zum Lift und erreichen wenige Augenblicke später die Hotellobby. Dort werden sie von Kurt empfangen. Wider erwarten ist Kurt in normaler Straßenkleidung und schaut sehr ernst. " Was ist los? Kannst Du etwa nicht Skifahren oder hast Du Angst Dich zu blamieren?" Pitt lächelt Kurt an und erntet nur ein müdes Grinsen.
"Pitt, Harry, kommt mal mit!" Ohne zu Fragen setzen sich die beiden in Bewegung und folgen Kurt zum Treppenhaus des Hotels. Kurt geht die zwei Etagen herunter zur Tiefgarage voraus und die beiden Duisburger folgen ihm. Kurt führt Pitt und Harry zu einem schwarzen Porsche Cayenne, der von Schweizer Polizisten umringt ist. Pitt erkennt ein Spurensicherungsteam und ein bärtiger Mann mittleren Alters in Zivil kommt auf Kurt zu. Kurt stellt den Mann als Dr. Schümli vor, der für hier zuständige Gerichtsmediziner.
"Exitus! Zwei Schüsse durch die Windschutzscheibe in die Brust und zur Sicherheit ein dritter Schuß, der allerdings durch die Seitenscheibe in die Schläfe. Eine richtige Hinrichtung, wenn ihr mich fragt. Da waren Profis am Werk!"

Wer ist der Tote?
Wem gehört der Porsche?
Wird der Designer von Gabys Skianzug eingesperrt?

Sonntag, 31. Januar 2010

Er verschluckt das Wort, was er eigentlich sagen möchte und begrüßt Kurt sehr herzlich mit einer Umarmung und festem Schulterklopfen. "Was haben die beiden denn da vor mir verheimlicht?" Mit einem Kopfschütteln stellt er sich zu den anderen an den Tresen und sie bestellen erst einmal ihre Getränke. Die Hotelbar ist noch nicht gut besucht, wahrscheinlich kommen die anderen Gäste erst noch. Ausgelassen prosten sie sich zu und verfallen in ein lockeres Gespräch. Die Themen wechseln noch von Erinnerungen und gemeinsamen Erlebnissen, bis zu Politik und der Finanzkrise. Die leise Musik im Hintergrund und die Drinks tragen dazu bei die allgemeine Stimmung zu lockern.
Gaby und Susi kommen aber auf andere Themen und stellen sich etwas mehr abseits um die Männergespräche nicht durch Frauengespräche zu stören. Gaby erzählt Susi, dass sie mit Pitt sehr glücklich ist und wie harmonisch und aufregend ihr Leben geworden ist. Sie will ihr Studium fertig machen und hat sich auch schon nach einem möglichen Arbeitsplatz umgeschaut. Dieser hat sich nicht in der Nähe ihrer Wohnung finden lassen und beide überlegen noch ob es zu einem Umzug kommen wird oder ob sich eine andere Möglichkeit ergibt. Ihr Studium ist schon in sechs Monaten beendet. Es wird ein hervorragender Abschluss werden und sie träumt davon in ihrer eigenen Praxis zu arbeiten. Alle sind so in die Gespräche vertieft, dass sie nicht bemerkt haben, dass sich die Bar merklich gefüllt hat und auch die Sitzgelegenheiten nun alle bestzt sind. Die Musik ist ein wenig lauter geworden. Susi schaut sich um und bemerkt, dass sich die anderen Gäste in Abendgarderobe befinden. Erst jetzt fällt ihr auf, dass sie sich in einer auf das feinste ausgestatteten Bar befindet. Die Sitzpolster sind in einem dezenten beige gehalten, mit kleiner Goldbordüre. Kleine Sitzflächen und doch gemütlich. Das Holz der Verkleidungen ist hell und hat dezente Maserung, es passt hervorragend zu den Glastischchen auf den Messingfüssen. Mit der Dekoration hat man auch gespart, stattdessen hängen moderne Bilder in dezenten Rahmen an den Seiten der Sitznischen. Die gesamte Theke ist in einem Oval gebaut inmitten des großen Raumes und mit nunmehr 4 Mitarbeitern bestückt, die für die Gäste fast jeden Wunsch erfüllen.

Nun hat auch Harry entdeckt, dass die Frauen etws abseits stehen und macht auf sich aufmerksam, indem er zuerst sein Gespräch beendet, sich abrupt suchend umschaut und dann laut nach seiner Susi ruft. Peinliche Stille erntet er und alles schaut ihn an, auch Susi ist ganz still und hebt kurz die Hand, zum Zeichen und kommt auf ihn zu. Gaby muss auch lachen und bricht damit das Schweigen um sie herum. Die anderen Gäste lachen nicht, sie schauen die Gruppe nur von oben bis unten an und drehen sich wieder weg. "So, was meint ihr" fragtPitt "haben die Damen ein kleines Hungerloch und könnten wir vielleich dabei weiter erzählen? Lass uns hier im Hotelrestaurant etwas essen, hier gibt es ein reichliches Buffet oder man kann auch von der Karte bestellen." Alle sind damit einverstanden und trinken noch gemütlich ihre Gläser leer.

Die beiden Mädels verschwinden noch zur Toilette. Sie sind überrascht in welche "Halle " sie eintreten. Sogar die leise Musik aus der Bar kann hier über Lautsprecher gehört werden. Die Wände und der Fußboden sind aus weißem glänzenden Marmor, die Armaturen schimmern wie geputzt aus Messing, die Spiegel sind so groß das man sich von oben bis unten betrachen kann, Es gibt Deodorant, Haarspray, diverse Toilettenartikel für Frauen zu freien Verfügung und eine etwas rundliche aber sehr saubere und gutaussehende Frau die alles sauber und in Odnung hält. "Ich möchte wetten, dass wenn mir jetzt die Naht aufreißt, dann hat sie noch Nähzeug und kann mir die Naht wieder zunähen" flüstert Susi aus der Toilette nebenan und beide kichern leise.
Sie waschen sich noch die Hände, werfen einen kontrollierenden Blick in den Spiegel, schminken sich die Lippen nach und verlassen die Örtlichkeit. Schmunzeld gehen sie auf die wartenden Herren zu und flöten "wir können nun "-

Nach einigen Orientierungsschwierigkeiten finden sie das Restaurant, welches sich im unteren Geschoss des Hotels befindet und dort schon viele Gäste Platz genommen haben. Sie werden gemustert als sie den Raum betreten und auch gleich von einem Oberkellner begrüßt. Dieser füht sie an einen Tisch und rückt den Damen die Stühle zurecht. Sie bestellen die Getränke, diesmal keinen Alkohol und wollen sich am Buffet ihre Speisen holen.

Die Auswahl ist groß und reichhaltig. Die Wahl fällt nicht leicht. Pitt überlegt zeimlich lange und geht ganz langsam um mit Ruhe auszuwählen. Die anderen haben sich schon mit kleinen Häppchen auf dem Teller zum Tisch zurückbewegt. Plötzlich wird Pitt als er einen kleinen Schritt zurückmacht angerempelt, obwohl der Platz ausreichend ist. Der Mann entschuldigt sich bei Pitt. Es scheint ihm peinlich zu sein und Pitt betont es sei nichts passiert, doch der Mann ist schon weg. Wie vom Erdboden verschwunden. Pitt glaubte für einen Moment lang das Gesicht dieses Mannes schon einmal gesehen zu haben und ihn zu kennen. Doch es fiel ihm nicht ein und schließlich glaubt er das er sich irren muß.

"Alle Augen warten auf dich" sagt Kurt und freut sich nun darauf endlich seine Auswahl vom Buffet zu kosten. Während sie genüßlich essen, erzählt Pitt von seinem kleinen Erlebnis. "Ich kenne diesen Mann, ich weiß nur noch nicht woher. Es fällt mir im Moment nicht ein, aber ich denke darüber nach." "Du solltest hier nicht über solche Banalitäten nachdenken, das war doch nur ein Versehen und schließlich hat sich der Mann ja auch entschuldigt" gibt Harry zu bedenken. "Genau" meint Kurt "lass uns die Zeit hier anders nutzen und lass das Grübeln sein".
"Ja", aber warum ist er so schnell verschwunden und hat sich nicht mehr bedient, außerdem war in seinem Gresicht so eine Art Überraschung zu lesen und ich frage mich nun mal was das sollte. Schließlich war auch noch genug Platz da, es brauchte nicht zu diesem Zusammenstoß zu kommen."



Wer war der Mann?
War es Zufall oder Absicht?
Sind alle ausreichend und angemessen gekleidet?

Sonntag, 24. Januar 2010

Ankunft in St. Moritz

Nach mehreren Stunden eintöniger Autobahnfahrt, nur unterbrochen von kleineren Streitigkeiten zwischen Harry und Pitt, welcher Musikstil denn nun im Wagen gehört werden soll, erreichen sie den Grenzübergang in Basel.

„He Harry, spur gefälligst rechts ein,“ blafft Pitt.

„Wieso,“ fragt Harry erstaunt zurück, „da stehen aber mehr Wagen.“

„Weil du eine Vignette kaufen musst,“ antwortet Pitt lehrmeisterlich, „oder willst du den Rest der Strecke alles Überland fahren?“ Natürlich will das Harry auch nicht und ordnet sich hinter der Schlange der wartenden Autos ein. Nach zehn Minuten hat er die Spitze erreicht, zahlt die vierzig Franken und nimmt die Autobahnvignette entgegen. Mit Widerwillen pappt er den Kleber hinter den nagelneuen Rückspiegel an die nagelneue Windschutzscheibe seines nagelneuen Kombis.

„So, und jetzt mit Vollgas in Richtung Graubünden,“ sagt Harry mit einem Grinsen und beschleunigt.

„Das mit dem Vollgas kannst du gleich vergessen,“ meint Pitt.

„Warum denn das?“

„Weil hier in der Schweiz eine Geschwindigkeitsbeschränkung herrscht. Du darfst nur maximal hundertzwanzig fahren.“

Im Ernst,“ fragt Harry ungläubig, „überall?“

„Nein.“ antwortet Pitt.

„Da fällt mir aber ein Stein vom Herzen.“

„Nicht überall, Es gibt auch Strecken, da darf man nur hundert oder sogar achtzig fahren.“ Harrys Gesicht wird lang und länger.

„Und dafür zahlt man auch noch,“ sagt er resigniert.

Nach knapp zweieinhalb Stunden erreichen sie die Ausfahrt Landquart wo sie die Autobahn verlassen und in Richtung Prättigau fahren. Fünfzig Minuten später fahren sie über die Umfahrungsstrecke bei Klosters zum Autoverlad Vereina-Tunnel. Auf der anderen Seite im Engadin angekommen setzen sie die Fahrt in Richtung St. Moritz durch die herbe Bündner Bergwelt fort. Vorbei an La Punt-Chamues-ch das am Fusse des grossen Albula-Passes liegt und Samedan, das den höchstgelegenen Flugplatz von Europa beherbergt, fahren sie durch eine Talenge, hinter der sich das auf 1822 Metern über Meer liegende St. Moritz im schönsten Sonnenschein zeigt.

„Hier also geben sich die Reichen und Schönen ein Stelldichein,“ meldet sich Gabriela von der Rückbank her zu Wort. Am gleich neben der Strasse liegenden Seeweg sieht man auch diverse Frauen jeglicher Couleur in dicken Pelzmänteln und Untertassen grossen Sonnenbrillen flanieren und ihren teuren Schmuck und den kleinen Hund, Marke Edelratte, an der frischen Luft spazieren tragen.

Nach wenigen Minuten hält Harry den Kombi vor dem Eingang des Hotels Padrutt's Palace Hotel. Alle drei steigen mit grossen, staunenden Augen aus dem Wagen und betrachten das Gebäude ungläubig.

„Bist du sicher, dass wir hier richtig sind,“ fragt Harry erstaunt, „das ist ja ein kolossaler Luxustempel.“

„Ganz sicher,“ erwidert Pitt, „der neue Bürgermeister und die Stadt Duisburg lassen sich nicht lumpen.“ Er pfeift anerkennend durch die Zähne. „Weil wir den letzten Fall so souverän gelöst haben, werden uns diese Ferien bezahlt.“ Aber auch Pitt ist von der Grosszügigkeit überrumpelt. „Dass wir aber in solch einem Luxusbunker nächtigen dürfen überrascht auch mich.“

Ein livrierter Page eilt mit einem Koffertrolley aus dem Eingang des Hotels und fragt Harry nach dem Gepäck. Dieser öffnet die Heckklappe und der Hotelboy beginnt gleich damit, die Koffer auszuladen.

„Die Schachtel auch?“ fragt er. Pitt eilt herbei und nickt. Unter seinem wachsamen Blick wird das Behältnis auf die Koffer gestellt und verschwindet kurz darauf mit dem Pagen im Eingang des Hotels. Zur gleichen Zeit verlangt ein anderer Page den Wagenschlüssel von Harry und fährt den Kombi in das hoteleigene Parkhaus. Unterdessen werden die drei von den ein- und ausgehenden Hotelgästen beim Vorbeigehen abschätzig von oben bis unten gemustert. Denn sie entsprechen in ihrer normalen Freizeitbekleidung überhaupt nicht dem sonst typischen Hotelgast. Ich trage vielleicht nicht luxuriöse Kleidung, dafür ist mein Gesicht natürlich hübsch und nicht von irgendwelchen Schönheitschirurgen zu toten Masken geliftet worden, denkt sich Gabriela.

„Pitt Brett ist mein Name,“ sagt er seinem Gegenüber an der Rezeption, einem distinguiert wirkenden, etwas herablassenden Concierge, der dann blasiert antwortet: „Herr Brett“...Pause....“Ah, ja.“...Pause...“Ich sehe, sie reisen zu viert.“...Pause...“Darf ich sie höflich bitten, die Anmeldung auszufüllen?“ und schiebt Pitt ein Formular in einer Ledermappe über den Tresen, dazu einen Füller, der wahrscheinlich knapp eine vierstellige Zahl gekostet hat. Pitt beginnt mit dem Ausfüllen, als ihm plötzlich eine Frage durch den Kopf geht.

„Wieso vier? Wir sind nur zu dritt,“ sagt er zum Concierge.

„Ich zähle wohl nicht, wie?“ sagt eine weibliche Stimme links hinter ihm. Er dreht sich um und sieht Susi breit grinsend eng umarmt mit Harry, der auch sein breitestes Grinsen aufgesetzt hat.

„Überraschung!“ schreien die beiden zusammen.

„Ihr seid doch Idioten, mich so zu erschrecken,“ schreit Pitt amüsiert.

„Selber Idiot,“ neckt ihn Susi. Es folgen Umarmungen und Küsse zur Begrüssung mit lautstarken und deftigen Sprüchen.

Der Concierge verdreht verzweifelt die Augen zur Decke und wundert sich, was dieser Pöbel hier in diesem, seinen, Hotel zu suchen hat, und er versucht krampfhaft, seine Contenance zu wahren. Er ist froh, kann er diese Personen der Obhut eines Pagen übergeben, der die vier zu ihren Zimmern führt. Auf dem Weg dorthin überlegt Pitt fieberhaft, wieviel und ob überhaupt ein Trinkgeld für den Pagen üblich ist. Nachdem sie ihre Räumlichkeiten gezeigt bekommen haben, drückt Pitt dem Pagen einen Fünfeuroschein in die Hand. Der bedankt sich und zeigt ein Grinsen das deutlich mitteilt, dass er sonst einiges mehr an finanzieller Zuneigung gewöhnt ist.

„Treffen wir uns in dreissig Minuten unten an der Bar?“ fragt Pitt Harry, der bejahend nickt. Danach ziehen sich die beiden Paare in ihre für die nächsten zwei Wochen gehörende Wohnungen zurück. Auch die Unterkunft stellt ihre Fantasie weit in den Schatten. Nach dem Betreten eines grossen Vorraumes gelangt man durch einen Bogendurchgang in ein riesiges Wohnzimmer an das ein ebenso riesiges Schlafzimmer angrenzt, mit einem wunderschönen Himmelbett, auf dessen Kissen frische Rosenblätter und jede Menge verschiedene Schokoladen liegen. Auf der anderen Seite betritt man ein Badezimmer, das es in der Grösse beinahe mit der gesamten Fläche von Pitts Wohnung aufnehmen kann. Vergoldete Armaturen, Boden und Wände aus weissem Marmor und eine Badewanne mit eingebauten Sprudeldüsen. Die Wanne bietet Platz für eine ganze Fussballmannschaft, denkt sich Pitt und seine Fantasie hüpft zwischen den verrücktesten Fantasien hin und her, was er mit Gabriela alles da drin machen könnte.

„Was träumst du da im Bad rum?“ fragt Gabriela aus dem Schlafzimmer.

„Ach, nur so,“ antwortet Pitt gedankenverloren.

„Wir müssen langsam auf den Weg,“ sagt Gabriela und schmiegt sich von hinten an seinen Körper, „die anderen warten sicher schon.“

„Sollen doch warten,“ mault Pitt. Aber er gibt sich dennoch einen Ruck und begleitet Gabriela in den Barbereich des Hotels. Dort angekommen grinst ihm ein bekanntes Gesicht frech entgegen.

„Kurt, du alte.....“




Warum ist Kurt in dem Hotel?

Sind sie wirklich im richtigen Hotel?

Müssen sie jetzt noch teure Kleidung kaufen?

Sonntag, 17. Januar 2010

Die verschobene Hochzeit

Scheiße aber auch, echt zum kotzen, ich könnte den Pfaffen den Hals umdrehen. Vier Wochen geb ich denen noch, dann schick ich denen den Staatsanwalt, mal schaun, wie die dann sputen, Saftsäcke, Idioten......

Nun reg dich mal nicht so auf, jetzt fahren wir erst mal in den Schnee.....

Scheiß auf den Schnee, ich wollte vorher den Termin und der ist uns zugesagt worden, dämliche Röckchenträger......

Jetzt reiß dich mal zusammen und such deine Sachen raus, oder willst du etwa nackig mit Herr Brett?

Ich nackig???? warum nicht, mein Adoniskörper ist eh ne Aufwertung für St. Moritz, oder willst du das abstreiten?

Ich???? um Himmels willen nein, aber jetzt hau rein und such deine Sachen raus, Harry ist gleich hier und holt uns ab, du hast ja nun mal kein gescheites Auto....

Ich hab wohl ein gescheites Auto, nur nicht das Glück, daß der Audibesitzer grade Harry ausgesucht hat und ihm den Wagen geschenkt hat. Harry hat natürlich auch das Glück, daß er die Kiste gegen den neuen Benz eintauschen konnte, der Glückliche.

Pit kramt lustlos in seinem Schrank rum und sucht sich ein paar Ski-Klamotten raus.

Hör mal Baby, wie wärs, wenn wir in St. Moritz heiraten???

Kommt gar nicht in Frage, wir heiraten hier und damit basta, reg dich nicht so auf und mach endlich, sonst werden wir nie fertig. Schließlich ist alles schon gebucht und Kurt wartet auch nicht ewig.

Schließlich hat Pit alles zusammen in seinen Rucksack gestopft und geht auf den Speicher, holt seine Zweimeterzehnski und die Skischuhe und stellt sie in den Flur.

Länger geht´s wohl nicht spottet Gabi. Die kurzen Dinger taugen doch gar nix antwortet Pit, da drückt man ja nur etwas und schon fährt man den Berg wieder rauf. Nur Teletubbizurückwinker fahren mit den komischen Caravanskier oder wie das heißt.

Es klingelt

Pit macht die Tür auf und Harry kommt freudestrahlend rein. Alles fertig fragt er und schnappt sich Pit´s Skier, packt sie auf´s Dach und kommt wieder rein. Was ist denn los fragt er. Gabi antwortet, dem ist ne Laus über die Leber gelaufen, der ist sauer, weil´s mit der Hochzeit nicht geklappt hat, er wollte den Urlaub als Flitterwoche sehen, du weißt doch wie vernarrt er in Schnee ist.

Flitterwoche fragt Harry verdutzt, da macht man doch normalerweise was ganz anderes, ich zumindest würde das nicht mit Skifahren verwechseln.

Seid ihr endlich fertig mit dem Lästern, ich bin fertig und Ihr?????

Harry schnappt sich Gabi´s Koffer, Pit seinen Rucksack und alle gehen zu Harry´s Kombi, schmeißen die Sachen in den Kofferraum, Klappe zu und alle steigen ein.

Moment schreit Pit und steigt wieder aus, fünf Minuten später kommt er mit einem großen Karton wieder raus und wuchtet ihn in den Kofferraum.

Was ist denn das fragen Harry und Gabi, aber Pit schweigt eisern und fordert Harry auf endlich loszufahren, schließlich sei er ja auch dafür hier. Was grinst du eigentlich die ganze Zeit so seelig fragt Pit seinen Kollegen.

Ich und seelig grinsen?? grinst Harry zurück, ich grins nicht, ich freu mich, ich krieg nämlich Besuch in der Schweitz. Ach nee, antwortet Gabi, kenn ich den Besuch??

Ich glaub schon, aber mehr sag ich nicht antwortet Harry während sich Pit einen weggrinst.

So, nun aber los sagen alle Drei und Harry gibt Gas


Wer kommt Harry besuchen?
Was ist in dem Karton?
Kommen die Drei ohne Probleme durch?