Samstag, 4. Juli 2009

Bombenstimmung macht sich breit

Kurz darauf bringt der Kellner das von Pitt bestellte Alt. „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen,“ sagt Pitt zu Gabriela. „So viel Bier kann ich gar nicht trinken, dass es ein Problem wird für mich,“ meint er und nimmt einen grossen Schluck.

Nachdem Pitt die nicht gerade günstige Rechnung beglichen hat, machen sich die beiden zurück auf den Weg in ihr Zimmer in der Pension. Dort angekommen greift sich Gabriela eine der Einkaufstüten vom nachmittäglichen Shopping in der KÖ. Auf dem Weg zum Bad sagt sie verschwörerisch und lasziv zu Kurt: „Ich mache mich etwas frisch. Du kannst inzwischen die Kerzen entzünden, das Licht löschen und dich auf eine prickelnde Überraschung vorbereiten.“ Mit einem verführerischen Augenaufschlag verschwindet sie im Bad und schliesst die Türe hinter sich.

Pitt zieht seine Jacke aus und setzt sich voller Vorfreude aufs Bett.

Gabriela stellt die Tüte aufs Klo und beginnt damit, sich auszuziehen. Nackt greift sie in die Tasche und zieht ihre Neuerwerbung vom Nachmittag heraus. Ein sündiges Ensemble bestehend aus einem roten Spitzenbüstenhalter und einem sehr knapp geschnittenen Stringtanga. Durch den dünnen Stoff des Bhs kommen ihre üppigen Brüste voll zur Geltung. Der Stoff zeigt mehr als er verbirgt. Vorsichtig zieht sie die roten Nylonstrümpfe, die bis in die Mitte der Oberschenkel reichen, an und überprüft kritisch den perfekten Sitz. Sanft streicht sie mit den flachen Händen über ihre Füsse, vorbei an den schlanken Knöcheln über die wohlgeformten Waden bis an die Oberschenkel und stellt sich dabei vor, dass es Pitts Hände sind. Mit dem Eyeliner zieht sie noch ihren Lidstrich nach und verleiht ihrem Blick mit Wimperntusche zusätzliche Tiefe. Das bringt ihre himmelblauen Augen regelrecht zum Leuchten. Sie wühlt kurz in ihrer Handtasche und fördert ein Fläschchen Alien zutage. Zwei kleine Spritzer davon hinter die Ohren reichen, um sich mit einem verführerischen Duft zu umhüllen. Mit wenigen Strichen der Haarbürste bringt sie ihre Frisur in Form und betrachtet sich, zufrieden mit dem Ergebnis, im Spiegel. Als krönenden Abschluss zieht sie die hochhackigen, glänzend roten, Stilettos an.

Ein letzter kritischer Blick in den Spiegel bestätigt Gabriela, dass sie eine sehr begehrenswerte Frau ist. Sie zwinkert sich selbst zu, dreht sich um und öffnet die Badezimmertür. Sie löscht das Licht im Bad, blickt in das Zimmer und............erstarrt.

Vor ihr auf dem Bett liegt Pitt, komplett angezogen, auf dem Rücken und schnarcht laut vor sich hin. In der einen Hand hält er noch die Streichhölzer, mit denen er die Kerzen entzünden sollte.

Frustriert lässt Gabriela die Badezimmertür ins Schloss fallen. Aber der laute Knall zeigt bei Pitt keinerlei Wirkung. Gabriela, mit in die Seite gestemmten Armen, steht neben dem Bett und sagt scharf: „Na warte, Pitt!“


Am nächsten Morgen erwacht Pitt mit einem enormen Brummschädel und dem abartig ekligen Gefühl, auf seiner Zunge sei über Nacht ein pelziger Rasen gewachsen. Nur mit Mühe schafft er es die Augen langsam zu öffnen. Die Sonne scheint durch das Fenster herein und die Strahlen fallen genau auf sein Gesicht. Er merkt, dass er etwas in der Hand hält und dass sich irgend etwas auf seinem Bauch befindet. Mit grosser Anstrengung hebt er den Kopf und sieht einen Haufen Kerzen, die kreuz und quer auf seinem Unterleib liegen. Einige schauen auch aus den Taschen seiner Hose raus. Dann betrachtet er verwundert die Streichholzschachtel, die er immer noch umklammert. Was zum Geier ist gestern Abend eigentlich passiert? fragt er sich, ich muss Gabriela fragen, ob eine Dampfwalze über mich drüber gerollt ist, so wie ich mich fühle.

Apropos Gabriela. Er dreht sich mit einem leisen Stöhnen auf die Seite, und realisiert erst jetzt, dass er noch komplett bekleidet ist, inklusive der Schuhe, die er noch an den Füssen trägt.

Die Seite neben ihm ist leer. Bis auf ein Blatt Papier, welches auf dem Kopfkissen liegt und auf dem gross sein Name geschrieben steht. Er faltet das Blatt auseinander und liest:

Hallo Pitt

Der Tag mit dir war wunderbar und das Essen ausgezeichnet. Leider hat der Abend aber eine etwas brüske Wendung genommen. Du kannst dir sicher vorstellen, dass ich unter romantisch etwas anderes verstehe, als neben einem an Selbstüberschätzung leidenden Schnarcher zu liegen.

Ich bin der Meinung, dass ich eine bessere Behandlung verdient habe. Sollte sich deine Einstellung mir gegenüber zu meinen Gunsten verbessern, du hast ja meine Nummer. Machs gut.

Gabriela


Pitt sitzt mittlerweile hellwach auf dem Bett und hat grösste Lust, mit dem Kopf voran mit Volldampf in die Wand zu rennen. Was bin ich doch für ein verdammter Idiot, ein primitiver Depp. Ein toller Abend mit meiner Traumfrau und ich Spinner versaue mir alles weil ich nicht merke, wann ich genug habe. Da überlebe ich einen Bombenanschlag, nur um mich nachher wie das letzte Rindvieh zu benehmen.

Während er duscht, das Zimmer bezahlt und mit dem Taxi ins Spital zu Harry fährt, flucht und schimpft er pausenlos über seine Blödheit und zermartert sich sein Gehirn darüber, wie er sich am besten bei Gabriela entschuldigt. Und ob er den angerichteten Schaden jemals wieder gerade biegen kann.

Vor der Intensivstation trifft er den verantwortlichen Arzt. „Und, wie stehts um Harry?“ will er von ihm wissen.

Der Arzt blickt ihn an und antwortet: „Eigentlich einigermassen gut. Den Umständen entsprechend halt. Er hat eine Gehirnerschütterung davongetragen. Und bei der Schwere der Kopfverletzung halte ich es für das Beste, er bleibt noch einen Tag länger hier zur Beobachtung.“

„So wie ich Harry kenne, wird ihm das aber gar nicht gefallen,“ meint Pitt. In dem Augenblick läuft eine gutgebaute, wunderschöne, blonde Krankenpflegerin an den beiden vorbei und betritt das Zimmer, in dem Harry liegt. „Ich korrigiere mich, ich glaube eher, dass sie ihn morgen aus dem Haus heraus prügeln müssen.“ Beide grinsen, bis der Arzt in eine Seitentasche seines Kittels greift und ein kleines Teil hervor holt.

„Dieses Ding hatte ihr Kollege in der Hand, als er hier eingeliefert wurde. Er hielt es krampfhaft fest. Er wollte es unbedingt nur ihnen persönlich geben. Durch die schmerzstillenden Morphiumspritzen war er halbwegs im Delirium und wiederholte immer die gleichen Worte: Pitt schick Kurt. Immer diese drei Worte hat er beinahe geschrien.“ Der Arzt legt Pitt das Teil in seine ausgestreckte Hand. Pitt hält es sich nahe vor die Augen und studiert das verbogene Etwas. Wahrscheinlich ein Überrest vom Wagen, denkt sich Pitt. Auf die Frage, ob er zu Harry kann meint der Arzt, dass er sicher gerade mit der Morgentoilette beschäftigt ist. Darum sei auch die Pflegerin ins Zimmer gegangen. Und er glaube kaum, dass ihr der Patient sagen werde, dass er sich problemlos allein waschen könne. Pitt schüttelt nur den Kopf, bedankt sich beim Arzt und verabschiedet sich. Vor dem Eingang besteigt er ein Taxi und lässt sich ins Revier fahren. Dort bekommt er einen neuen Dienstwagen. Der Mechaniker erklärt ihm, dass eine spezielle sensorische Alarmanlage eingebaut ist, die es unmöglich macht unbemerkt irgendetwas an dem Auto zu manipulieren. Danach eilt Pitt in sein Büro um zu schauen, was sich alles auf seinem Schreibtisch angesammelt hat. Ein Bericht der Spurensicherung sticht ihm sofort ins Auge. Er betrifft den Bombenanschlag auf ihn und Harry. In wenigen Worten wird beschrieben, dass keinerlei verwertbare Spuren gefunden werden konnten. „Das kann doch gar nicht sein!“ denkt sich Pitt aufgebracht, „was sind denn da für Dilettanten am Werk?“ Stinksauer nimmt er den Telefonhörer zur Hand und beginnt, die Nummer der Abteilung für Spurensicherung einzutippen. Mittendrin aber stoppt er und legt den Hörer langsam wieder auf die Gabel. Er lehnt sich in seinem Stuhl zurück.

„Ach du Scheisse,“ geht ihm durch den Kopf, „das darf doch nicht wahr sein.“ Er springt auf und rennt hinunter zu seinem neuen Dienstwagen und rast damit in das Parkhaus. Dort angekommen steht er fassungslos vor dem Tatort und erkennt den Platz nicht mehr. Nichts. Einfach nichts. Der Platz sieht aus wie abgeleckt. Der Boden ist so sauber, dass man direkt von ihm essen könnte. Die beschädigten Säulen, die verbrannte Decke und die Brüstung sind frisch gestrichen. Pitt riecht sogar noch den Geruch der Farbe. Nichts, aber auch rein gar nichts deutet darauf hin, dass hier vor wenigen Stunden eine Autobombe hochgegangen ist. Pitt dreht sich um und sein geschultes Auge entdeckt ein paar Meter weiter einen kleinen Fetzen unter einem parkierten Auto. Auf den Knien greift Pitt unter den Wagen und holt das kleine etwas hervor. Mit einem leisen Pfiff betrachtet er das Ding. Es ist ein Fetzen von einem Polizei Trassierband, welches jeweils dazu benutzt wird, Tatorte vor unbefugtem Betreten abzusichern.

„Diese gottverdammten Schweine,“ denkt sich Pitt und eine riesige Leere macht sich in ihm breit, als ihm bewusst wird, dass er niemandem mehr über den Weg trauen kann. Er setzt sich in seinen Wagen und blickt gedankenverloren auf das Armaturenbrett. Und plötzlich, wie aus dem Nichts fällt ihm die Erkenntnis wie Schuppen von den Augen. Jetzt ist ihm klar, was Harry mit dem Metallstück wollte. Pitt startet den Wagen und rast zum nächsten Kurierdienst in der Stadt und gibt das Teil als Expresslieferung nach Zürich auf. Danach rast er wie vom wilden Stier getrieben in Richtung Spital. Mit quietschenden Reifen bremst er vor der

Notaufnahme und rennt in das Gebäude. Wie von Sinnen hetzt er die Treppe in das zweite Geschoss hoch, kurvt schlitternd um die Ecke und stürmt ohne anzuklopfen in das Zimmer, in welchem Harry liegt.


Und dann geht alles sehr schnell.


Ein Unbekannter steht neben dem Bett, mit einer voll aufgezogenen Spritze in der einen und dem Infusionsbeutel in der anderen Hand. Als er Pitt in den Raum stürmen sieht, reagiert er blitzschnell, lässt alles fallen, senkt den Kopf und befördert den überraschten Polizisten mit einem brachialen Stoss in die Ecke des Raumes, wo Pitt über einen kleinen Tisch fällt, sich heftig den Kopf an der Wand stösst und leicht benommen liegen bleibt.



Wer ist der Unbekannte?

Was ist in der Spritze?

Und ist sie steril?

5 Kommentare:

railway hat gesagt…

Boah, iss der Pitt blöd. Sich so eine Chance entgehen zu lassen. Gabriela ist ja genau so eine Traumfrau wie meine haselnuss!

piepenhagen hat gesagt…

jau, Pitt hat´s aber nicht versaut, dat war dat Bier, der Ärmste^^

noch 1 Tag bis zum nächsten Teil, ich will, das heute wieder Samstag ist.

railway hat gesagt…

Jau, Piepe, abba´da muss der Pitt sich ebent beherrschen. Wer sonne Traumfrau am Start hat, hat kein Grund sich zu besaufen!

geschichtenerzähler hat gesagt…

Seid ein wenig gnädig mit Pitt. Er hats zur Zeit nicht sehr leicht. Ein harter Fall, den er zu lösen hat. Und dann noch knapp einen Bombenanschlag überlebt, dann verträgt der Körper nicht mehr so viel wie sonst ;-)

piepenhagen hat gesagt…

Pitt, der Teletubbizurückwinker^^