Montag, 15. März 2010

Auf den Knien im Schnee

Pitt starrt verwundert auf die Stelle, auf der eigentlich der von ihm getötete Angreifer liegen müsste.

Und du bist sicher, dass du das alles nicht nur geträumt hast,“ fragt ihn Harry verwundert, „man sieht ja nicht einmal Abdrücke oder so.“

Was soll das?“ blafft Pitt zurück. „Ich habe zwar zwei Bier im Kopf, aber das heisst nicht, dass ich schon besoffen bin.“ Ungläubig dreht er sich um die eigene Achse und sucht mit zusammen gekniffenen Augen verzweifelt die weisse Schneedecke ab. „Genau hier war es. Genau hier hat der Typ gelegen.“ Er hebt hilflos die Hände. „Ich kann mir das Ganze nicht erklären. Wohin ist der Typ bloss so schnell verschwunden?“

Und wer danach noch die Zeit hatte, so gut aufzuräumen, dass man nicht einen Tropfen Blut entdeckt,“ sagt Kurt, der mittlerweile auf Händen und Knien durch den Schnee rutscht, um eventuelle kleinste Spuren nicht zu übersehen. Gabi, Susi und Harry machen es ihm nach und beginnen damit, den Boden systematisch abzusuchen. In der Hoffnung, dass die Attentäter irgend etwas übersehen haben. Denn mit den winzigen Glassplittern, die hier im Schnee liegen, lässt sich spurentechnisch überhaupt nichts anfangen.

Danke, dass ihr mir glaubt,“ sagt Pitt etwas resigniert. „Seit wir hier in St. Moritz sind, habe ich das Gefühl, dass hier irgend etwas nicht mit rechten Dingen zugeht.“ Er blickt den Hang hinauf, zu der Stelle, an der die ganze Verfolgungsjagd begonnen hat und schüttelt den Kopf. „Unglaublich, zwei Tote stehen auf, machen hinter sich sauber und verdünnisieren sich dann, ohne eine Spur zu hinterlassen. Ich drehe gleich durch und könnte....“

Deine Aussage stimmt so nicht ganz,“ unterbricht ihn Gabriela, deren Blick konzentriert auf den Schnee vor ihr gerichtet, „wenn mich nicht alles täuscht, ist das eine Scherbe, die da hochkant ein wenig aus dem Schnee schaut.“

Wo?“ schreit Pitt und sinkt sofort neben Gabriela in die Knie. Sie zeigt mit dem ausgestreckten Arm vor sich und da sieht Pitt etwas im Sonnenlicht funkeln. „Klasse,“ schreit er aufgeregt und durchsucht alle Taschen seines Skianzuges nach einem Behältnis. „Hat jemand von euch zufällig einen Beutel oder so was ähnliches dabei?“ fragt er um sich blickend seine Partner.

Ich war nicht darauf vorbereitet, in den nächsten Fall zu stolpern, sonst hätte ich dem Spurensicherer in der Tiefgarage seinen Koffer geklaut und zum Skifahren mitgenommen,“ entgegnet Kurt.

Du mich auch,“ antwortet Pitt, „wenn ich das vorher gewusst hätte, wäre ich gar nicht erst hier hoch gekommen.. Oder zumindest nicht ohne schwere Waffen.“

He ihr beiden,“ geht Susi dazwischen. Sie zieht mit der linken Hand eine Packung Papiertaschentücher aus dem Skianzug. „Wenn das leer ist, geht das dann auch?“

Du bist ein genialer Engel,“ grinst Harry Susi an und küsst sie auf die Wange. Nachdem Susi die Taschentücher in ihre Tasche zurück gestopft hat gibt sie Pitt den nun leeren Beutel. Der nimmt ihn vorsichtig mit der rechten Hand, stülpt ihn langsam über die Scherbe, zieht sie vorsichtig aus dem Schnee und wickelt sie dann behutsam mit der Hülle ein.

Das ist sicher ein Teil der Brille, die ich durchstossen habe, denn die Farbe ist identisch. Ziemlich dunkel und verspiegelt.“ Pitt ist die Erleichterung darüber förmlich anzusehen, dass doch noch ein allfälliges Beweisstück sicher gestellt werden konnte. Kurt tritt nahe an Pitt und reicht ihm die Hand um ihm wieder auf die Füsse zu helfen.

Welches sind deine Skistöcke?“ fragt er dabei.

Die dort,“ antwortet Pitt und zeigt auf ein Paar rot-weiss gestreifte, „warum?“

Ich habe einen kleinen Hoffnungsschimmer,“ gibt Kurt rätselhaft zurück und setzt sich zu den Stöcken in Bewegung. Dort angekommen, zieht er beide aus dem Schnee, dreht sie um und betrachtet eingehend die Spitzen.

Was macht er denn da?“ fragt Gabriela Harry.

Wenn ich mich jetzt nicht völlig täusche, schaut er, ob er an den Spitzen noch Blutspuren findet. Denn wenn Pitt dem Gegner die Stöcke in den Hals gerammt hat, dann muss jede Menge Blut geflossen sein. Die Wahrscheinlichkeit ist aber sehr gering, da Pitt die Stöcke noch zum herunter fahren benutzt hat. Und hier sind sie ja auch wieder im Schnee gesteckt.“ Harry zieht die Schultern hoch und macht dabei mit den Händen wiegende Bewegungen.

Bingo, sagt Kurt ganz leise zwischen den Zähnen hindurch. „Glück muss man haben.“ er dreht sich um und hält Pitt den einen Stock vor das Gesicht. Er deutet mit dem Zeigefinger auf eine Stelle unterhalb des Plastiktellers. „Siehst du auch, was ich sehe,“ fragt er Pitt. Nach einem kurzen Moment angespannter Ruhe erstrahlt ein seliges Lächeln in Pitts Gesicht.

Und wie ich das sehe,“ sagt er triumphierend, „Blut. Nicht viel, aber für eine Blutgruppen- und DNA-Bestimmung sollte es reichen.“

Kurt nickt. „Eventuell finden wir in den Datenbanken von Interpol etwas über diese aggressiven Pistenrowdys.“

Mit äusserster Vorsicht fahren die fünf runter an die Talstation, wo Kurt beim Eingang sofort einen grossen Plastiksack organisiert in den er den Stock mit dem Blut behutsam einwickelt.

So, nun müssen der Stock und natürlich auch die Scherbe zur Spurensicherung, und zwar so schnell wie möglich,“ meint Harry.

Und ich weiss auch schon, zu wem,“ antwortet Kurt, „ich organisiere einen Kurier der das Zeug sofort nach Zürich bringt.“ Ein schelmisches Grinsen macht sich auf Kurts Gesicht breit. „Und zwar an meine liebe Freundin, Monika Marty. Die hat sicher Freude, wenn sie ein Paket von mir bekommt.“

Soso,“ meint Pitt, „eine Busenfreundin von dir?“

Nein, du, sie ist doch ein wenig zu alt für mich, oder ich zu jung für sie,“ entgegnet Kurt, „aber in der Spurensicherung ist sie mit Abstand das Beste, was die Schweiz zu bieten hat. Wenn uns das Blut oder die Scherbe etwas zu erzählen haben, die Monika kitzelt das aus den Dingen raus, wie auch immer sie das anstellt. Auf sie kann ich mich hundertprozentig verlassen.“

Gut, dann machen wir das so,“ antwortet Pitt, „und von nun machen wir alles gemeinsam. Denn ich glaube nicht, dass die Typen nach diesem Rückschlag einfach aufgeben. Die werden sicher weiterhin versuchen, mich in die Finger zu bekommen.“



Wann kommt der nächste Angriff?

Hat Monika Marty Freude am Paket von Kurt?


Montag, 8. März 2010

Auf der Piste

Irgendwie hab ich das Gefühl, das hier hängt mit dem Typen zusammen, den ich am Buffet gesehen habe. Irgendwo hab ich den schon mal gesehen, sagt Pitt. Ich komm schon noch drauf.

Leute, sagt Kurt, geht jetzt mal auf die Piste, im Moment könnt ihr mir ja doch nicht helfen. Seit mal um 13 Uhr am Hauptlift, vieleicht kann ich ja dann doch noch etwas mitfahren.

Ok sagt Harry, dann werden wir mal losziehen.

Die vier Freunde gehen zur Seilbahn, steigen ein und lassen sich nach oben bringen. An der ersten Station will Gaby schon aussteigen, weil sie erst mal den leichten Teil der Abfahrt zum warmmachen nutzen will. Harry und seine Angebetete steigen mit aus, währen Pitt bis ganz nach oben will. Wir treffen uns im Tal sagt er und gibt seiner Gaby einen fetten Kuss. Oben angekommen steigt er aus und schnallt seine Bretter an. Erst langsam, dann immer schneller werden seine Schwünge. Er genießt die Ruhe, denn er ist fast allein auf der Piste. An einem Steilhang rast er hinunter und weiter in eine Schneise. Aber während Pitt die Bäume hinter sich läßt und in freies Gelände kommt, tauchen zwei Skiläufer aus einm Tannenwäldchen auf.
Sie folgen ihm in einem Abstand von gut hundert Metern, wobei sie sich rechts und lings von seiner Spur halten. Pitt behä#lt eine gleichmäßige Geschwindigkeit bei und vollführt kure Schwünge, so daß seine Verfolger neben ihm genug Paltz haben. Aber sie überholen ihn nicht, sondern nehmen ihn in die Zange. Pitt zieht rüber and den Rand der Piste. Seine Begleiter bremsen wie Eishockeyspieler. Einer über Pitt und einer unterhalb von ihm.
Die Männer starren Pitt wortlos an. Schönen guten Morgen wünscht der Eine freundlich. Sie sind doch Mister Pitt? Pitt nickt und fragt sich was das soll. Greadezu gemütlich rammen der Eine seine Stöcke in den Schnee und zieht eine Walther PPK hervor.

Das muß ein Irrtum sein sagt Pitt. Die Beiden lachen und sagen, denk mal nach Mister Pitt, wir standen bei Ihnen an der Bar. Und jetzt mach keinen Ärger und komm mit. Was wollen sie fragt Pitt. Ich will, daß sie den Mund halten und nur das tust, was ich sage. Pitt bleibt ruhig und fragt, wo bringt ihr mich hin? Wir bringen sie nirgendwo hin, wir liefern sie ab. Betrachten sie uns einfach als Paketservice von UPS. Es ist nichts Persönliches, alles rein geschäftlich. Los jetzt und immer schön langsam.

Pitt fährt einen weiten Bogen, aber anstatt den Hang zu queren, dreht ersich um hundertachtzig Grad, so daß er berauf blickt. Sein Begleiter merkt es viel zu spät. Pitt stemmt den Talski in den Schnee, packt seinen rechten Skistock mit beiden Händen und stößt dem Mann die Stahlspitze oberhalb des Rollkragens in den weichen Teil des Halses. Der Mann gibt ein feuchtes Grugeln von sich und stürzt zu Boden. Der führende Mann blickt über die Schulter. Pitt reißt seine improvisierte Lanze zurück und stürzt sich die Piste hinunter. Er rammt seine Ellbogen gegen die Wange des 2. Mannes und bringt ihn daruch aus dem Gleichgewicht. Pitt rast den Hang hinunter als er auch schon das Summen von Kugeln, die ihn knapp verfehlen hört. Doch schon 2 Sekunden später ist er aus der Schußlinie. Der Mann überholt ihn stürzt aber und verschafft Pitt wichtige Zeit. Während der Mann aufsteht, rast Pitt genau auf ihn zu. Der Mann versucht hektisch seine Waffe zu ziehen, aber da ist Pitt auch schon bei ihm und stößt im beide Skistöcke ins Gesicht. Die Skibrille zersplittert und der Mann stürzt den Abhang hinunter und landet in einem kleinen Wäldchen. Pitt fährt zu ihm hin und sieht, daß er tot ist.

Langsam fährt er zum Tal und überlegt was die beiden von ihm wollten. Immer mehr verdichtet sich der Gedanke, daß der Mann, der ihm am Buffet begegnet ist, in der Sache verwickelt ist. Toller Skiurlaub denkt er, kaum ein paar Stunden hier und schon 3 Tote.

Unten an der Seilbahn angekommen sieht er seine 3 Freunde, fährt zu ihnen hin und schildert ihnen sein Erlebnis. Plötzlich steht auch Kurt in voller Skiausrüstung bei ihnen und grinst sie an. Alles erledigt sagt er, wir können jetzt losfahren. Alle steigen in die Gondel und Pitt erzählt seine Geschichte noch einmal. Oben angekommen, steigen sie flugs aus und Pitt fährt voraus zu der Stelle des ersten Toten. Aber zu seinem Erstaunen liegt da keiner mehr. Der war tot, toter gehts nicht, wie ist der bloß weggekommen? Auch in dem Wäldchen ist keiner zu sehen, nur ein paar Splitter einer Skibrille liegen noch im Schnee.

Wer waren diese Männer?
Wer hat die Leichen entfernt?