Mittwoch, 29. April 2009

Pitt und die Frauen


„Mal sehen, ob die Schweizer Kollegen von der Kriminalpolizei in Zürich uns die Informationen, die wir brauchen beschaffen können. Ich rufe da direkt mal an.“

Pitt geht mit der Kaffeetasse in der Hand in sein Büro und wählt die 0041 für die Schweiz und dann die Nummer der Kantonspolizei in Zürich.

„Feldweibel Pflümli“ tönt es aus dem Hörer und Pitt meldet sich. „Hallo, hier ist Pitt Brett von der Kripo in Duisburg. Sag mal, Kollege, könnt ihr uns Infos über eine ganz spezielle Schweizer Flagge und über eine Schachtel sehr ungewöhnlicher Schweizer Zigaretten beschaffen? Ich schicke Dir alles, was wir bereits haben per Fax zu. Und bitte, wir brauchen die Informationen eigentlich schon gestern. Unser Chef macht uns hier die Hölle heiß und die hohe Politik scheint da auch drin zu hängen! Und auch der bekannte Industrielle Moser steckt bis zum Hals in der Sache mit drin“

„Ja, schick mir alles zu“, sagt der Mann am anderen Ende der Leitung. „Wir helfen euch gern, wenn wir können.“

Pitt gibt Harry ein Zeichen mit der Hand und der legt den Bericht der Spurensicherung auf´s Fax und jagt das Ganze nach Zürich.

„So, und jetzt gehe ich noch kurz rüber zu Schreiner, und erkläre dem, dass wir auf die Infos aus der Schweiz warten müssen.“

Pitt geht in die obere Etage des Polizeipräsidiums und klopft an die Tür von Schreiners Vorzimmer. „Herein“ dringt eine weiche, tiefe Frauenstimme durch die Tür.

Isabella Säger, die Vorzimmerdame des Kriminalrats, begrüßt Pitt kühl. Die große Brunette mit einer altmodischen Frisur steht vor dem Aktenregal und holt eine Akte aus der oberen Aktenreihe. Als sie dabei Pitt den Rücken zudreht, sieht er dabei den Haarknoten an ihrem Hinterkopf „Eigentlich ist an der Frau alles dran, was ein Mann mag“ denkt Pitt. „Nur diese Kleidung………und die Frisur……….So einen Dutt hatte meine Oma schon – und da war er schon unmodern.“ Die Sekretärin trägt ein mausgraues, hochgeschlossenes Wollkostüm, das am Kragen von einer weißen Schleife geschlossen gehalten wird. Die altmodischen Schuhe und die graue, blickdichte Strumpfhose, in der die endlos langen Beine unter dem knielangen Rock stecken, verstärken nur den gouvernantenhaften Eindruck, den die Frau hinterlässt. Eine schwarze Hornbrille verdeckt fast die Hälfte des Gesichts und verleiht ihrem Blick ihrer blauen Augen etwas Stechendes.

„Der Chef wurde zum Bürgermeister bestellt und kommt frühestens in zwei Stunden wieder zurück. Sie wollen sicherlich nicht so lange warten, Herr Brett, Sie haben sicherlich mit den Ermittlungen genug zu tun.“

Sie stellt den Ordner wieder zurück ins Regal. Dabei spannt das Kostüm über den vollen Brüsten und lässt erahnen, welch ein makelloser Körper sich unter der unvorteilhaften Kleidung verbirgt.

„Sie können mir ja sagen, worum es geht und ich gebe es dem Chef dann weiter. Die Unterlagen können Sie auf meinen Schreibtisch legen.“

Pitt gibt einen kurzen Bericht, den Frau Säger mit stenographiert und dann als Aktennotiz zu den Unterlagen heftet. „Ich denke, dass der Chef damit erstmal zufrieden ist. Guten Tag, Herr Brett“

Wieder zurück im Büro erzählt Pitt seinem Mitarbeiter, dass Schreiner nicht da ist und es jetzt doch Zeit wäre, sich um den Ersatz für die verschwundenen Pizzas zu kümmern. Die alten Pizzas konnte Harry Nagel trotz intensiver Suche nicht mehr finden. Auch in den Mülltonnen des Präsidiums gibt es keine noch so kleine Spur mehr davon.

Die beiden Beamten steigen wieder in Pitts Dienstwagen und fahren zurück zur Pizzeria. Voller Vorfreude betritt Pitt das Lokal, die Kellnerin Gabriela geht ihm schon den ganzen Tag nicht mehr aus dem Sinn. „Ob ich ihr wohl gefallen habe?“ fragt er sich als er sich zusammen mit Harry an einen freien Tisch setzt.

Nach wenigen Augenblicken steht mit einem freundlichen „Bongiorno, Signor“ ein Kellner vor ihnen und fragt, was die beiden trinken wollen. „Bringen Sie uns einen Espresso und – ist Gabriela nicht mehr da?“

„Due Espressi, prego! Und Gabriela isse schonne weg, Hatte letzte Tag in diese Lokal heute, isse Studente und isse zurücke zu die Uni….. Arbeitet nur in die Semesterferien inne Lokale“ Das trifft Pitt wie ein Stich mitten ins Herz. Gerade hatte er sich nach dem rauen, aber herzlichen Umgangston dieser Frau gesehnt und sich einen romantischen Abend bei Kerzenschein mit Gabriela erträumt.

„Pitt, träumst Du?“ So freundlich Harry auch lächelt, er ist kein Ersatz für die Frau, die Pitt heute bereits zweimal Pizza serviert hat.

„Es ist ein Scheißtag, Harry!“ Pitt macht seinem Unmut Luft. „Erst nervt der Chef, dann so´n blöder Fall mit internationalen Verwicklungen und dann ist diese Traumfrau einfach nicht mehr da.“

Die Pizzeria „La Traviata“ ist die Topadresse in der Stadt. Jeder der etwas auf sich hält und sich zu den besseren Kreisen zählt verkehrt in diesem Lokal.

Pitt und Harry schauen sich um und entdecken jede Menge Menschen, die man in jeder Klatschspalte findet. Da ist der bekannte, aber talentlose Schlagersänger, dessen Platten auf Mallorca in jeder Strandbar laufen, da sitzt der Trainer des bekannten Fußballvereins zusammen mit einigen Schauspielern des Stadttheaters. In einer Ecke kann Pitt sogar den bekannten Ziegenzüchter Piepenhagen aus Moers erkennen.

In einer anderen Ecke kann Pitt einen dynamisch aussehenden Mittfünfziger entdecken, der mit einer langstieligen Rose in der Hand immer wieder verstohlen zum Eingang blickt. „Du, Harry, das ist der Moser! Der, dem das gestohlene Klavier gehört! Was macht der denn hier? Ohne seine Frau! Und dann mit einer Rose – und da scheint noch ein Schmuckkästchen auf dem Tisch zu liegen. Ich bin mal gespannt, das da passiert.“

Der Kellner bringt die beiden Espresso und die beiden Polizisten bestellen. Harry bestellt eine weitere Pizza, während Pitt sich Tagliatelle al forno bestellt. „Das mit der Pizza ist heute schon oft genug in die Hose gegangen“ grinst er Harry an und deutet auf die Pizzaspuren auf dessen Beinkleid.

„Hör bloß auf,“ sagt Harry „War schon verdammt schwer, die Käsereste von der Hose zu bekommen. Hoffentlich bleiben keine Tomatenflecken“

Während die beiden über die Klebeeigenschaften von Käse auf Hosen auslassen, öffnet sich die Eingangstür der Pizzeria und eine Blondine betritt das Lokal. Aus dem Augenwinkel beobachtet Pitt, dass Herr Moser in der Ecke aufsteht und die Blondine anlächelt. Zielsicher lenkt die Frau ihren Weg in die Ecke, wo Moser auf sie wartet.

Eine enganliegende, schwarze Lederhose lässt vermuten, dass fast endlos lange Beide in den hochhackigen Schuhen stecken. Eine ebenso schwarze Lederkorsage lenkt die Blicke aller männlichen Gäste des Lokals auf die beachtliche Oberweite der Frau. Um Ihren Hals hängt eine elegante Platinkette, deren Anhänger in Buchstabenform den Namen BELLA bilden. Das lange blonde Haar geht ihr fast bis zu den Hüften. Als der Blick ihrer blauen Augen den Tisch streift, an dem Harry und Pitt sitzen, bleibt sie stehen, macht kehrt und verlässt eilig das Lokal.

Moser eilt ihr nach und nach kurzer Zeit sieht man Mosers Rolls Royce vor dem Fenster vorbeifahren, die Blonde auf dem Beifahrersitz.

„Was die wohl die Stunde kostet?“ fragt Harry. „Du Pitt, halte mich nicht für blöd, aber wenn man diesen Engel sieht, dann fragt man sich glatt, warum in unseren Vorzimmern immer solche altbackenen Hausmütterchen wie die Säger sitzen.“

„Meine Güte, Harry, ich halte Dich nicht für blöd, Du bist blöd! Das könnte die Säger gewesen sein!! Aufgetakelt wie eine Edelhure auf Kundenfang und seltsamerweise urplötzlich erblondet- aber das könnte sie gewesen sein. Los, lass uns den beiden folgen.“

Und wieder kommen die Harry und Pitt nicht dazu, mit dem Essen zu beginnen. Gerade als der Kellner mit den beiden dampfenden Tellern vor ihrem Tisch auftaucht, verlassen die beiden Beamten schnell das Lokal um in Pitts Dienstwagen dem Rolls Royce des Schweizer Aufsichtsratsvorsitzenden zu folgen.

„ Harry, irgendwas ist mit dem Kerl faul.“ Mit diesen Worten beginnt Pitt die Verfolgung der Luxuskarosse, die sich schnell in Richtung Stadtrand entfernt.


Was ist mit der Blondine?


Wird Pitt Gabriela jemals wieder sehen?


Und werden unsere Polizisten jemals zum Essen kommen?

Sonntag, 26. April 2009

Der neue Verdacht

Vor dem Revier angekommen stellt Harry erst mal fest, dass er den ganzen Käse der Pizza, welche im Karton ziemlich verrutscht ist, auf seiner Hose und an den Händen hat. "Musstest Du wie eine Wildsau fahren, schau Dir die Sauerei mal an, das krieg ich nie wieder aus der Hose raus." "Wiso, dass passt doch prima, völlig neues Desin. Wird bestimmt der neue Trend." Während Brett überlegt was der Chef ihm wohl zu sagen hat, eilt Harry zum Waschbecken um die Hose auszuwaschen und sich die Hände zu reinigen. Beide treffen sich Minuten später im Büro vom Schreiner. "Was haben Sie bis jetzt?", empfängt er sie.
"Nun", ergreift Brett das Wort,"wir wissen das die Zigarettenkippe die wir gefunden haben ausschließlich in der Schweiz hergestellt und verkauft wird. Die Fahne, die um den Stein gewickelt war, scheint eine ganz besondere zu sein, keine Massenproduktion, eher eine Einzelanfertigung für einen Verein beispielsweise."
"So so." Komentiert Schreiner "und was sagt die DNA, schon was gehört?"
"Nein, noch nicht" antwortet Harry.
"Ja, aber ich, das ist auch der Grund, warum ich euch hier sprechen wollte. Es sind gute DNA vorhanden, doch leider nicht registriert. Fest steht, es muss ein Mann gewesen sein, der die Zigarette geraucht hat.

Brett überlegt, dann meint er "Sag mal das Klavier gehört doch dem Schweizer Herr Moser und der Bürgermeister Hobel ist auch involviert. Können wir nicht mal die DNA von beiden bekommen. Kann doch sein dass da was bei raus kommt. Was meinen Sie?"

"Sind Sie wahnsinnig Mann, wie können Sie denn diese beiden als Verdächtige btrachten und selbst wenn, wir kämen nie an die DNA. Nein vergessen Sie das und ich will nicht dass Sie in diese Richtung irgendeinen Versuch starten und ermitteln."

Ein leichtes Grinsen ist auf Harrys Gesicht zu entdecken, er kennt Brett und weiß genau was nun passiert. Er lässt sich so leicht nicht von dem Gedanken abbringen und wird nun alles veersuchen seinen Kopf durchzusetzten. Nach einem heftigen Wortwechsel zwischen Kriminalrat Schreiner und Hauptkommissar Brett endet das mit den Worten von Schreiner "Nein, und wagen sie es nicht, halten sie mich auf dem Laufenden."

Harry und Pitt verlassen das Büro mit erhitzem Kopf und leicht säuerlichem Gefühl im Magen. Gefolgt von einigen Blicken der Kollegen rauschen sie erst einmal aus der Abteilung und schlagen den Weg zur Kantine ein. Ohne sich abgesprochen zu haben, hatten beide den gleichen Gedanken, erst mal einen Kaffee und ruhiger werden, nachdenken, den Kopf auf die neue Situation einstellen. Sie finden die Kantine fast leer vor und setzen sich erst einmal an einen Tisch welcher ihnen am nächsten ist.
Sie schweigen sich an. Jeder ist so mit seinen Gedanken beschäftigt als plötzlich Harry aufspringt und wie ein aufgescheuchtes Huhn die Kantine verlässt. Erst als Harry durch die Tür verschwindet realisiert er dass sein Kollege geht und wundert sich nur. Er steht auf und bestellt zwei große Tassen Kaffee mit viel Zucker. Das beruhigt unsere Nerven denkt er und hofft gleichzeitig das Harry jeden Moment wieder auftaucht.

Kaum sitzt er am Tisch und hat den Kaffee abgestellt, natürlich nicht ohne zu schlabbern, kommt Harry an den Tisch zurück und lässt sich auf den Stuhl plumpsen. Nun sind beide Tassen nur noch halb voll und Brett schaut ihn vorwurfsvoll an. "Was ist denn los, sieh Dir das an!"
"Sorry ", entschuldigt sich Harry, "aber stell Dir vor, jemand hat die Pizza geklaut, ich habe sie am Waschbecken auf der Seite abgestellt und dort vergessen. Gerade ist es mir eingefallen und ich wollte sie holen. Nun ist sie weg, aber nicht im Mülleimer oder in unserem Büro. Einfach weg."

"Glaubst Du, dass der Herr Moser aus der Schweiz sein Klavier klauen lässt, möglich ist ja hautzutage alles, aber wenn ja, warum sollte er denn, außerdem will ich wissen warum der Bürgermeister so an der ganzen Sache dran ist, die Wahl ist doch nur vorgeschoben, oder ?"
Brett lässt keinen Gedanken mehr davon und achtet nicht einmal mehr auf Harry. Dieser meint nur "Wir sollten die Fahne genauer unter die Lupe nehmen und uns mal überlegen ob der Bürgermeister nicht auch Vorsitzender von so einem Verein für Brauchtumspflege ist und da wieter machen.

Was stellt sich bei der nun angehenden Recherche über den Bürgermeister heraus und wo sind die Pizzas geblieben?

Samstag, 18. April 2009

Pitt und die kalte Pizza

Pitt steckt die beiden Handys in die Jackentasche, steht auf und fällt gleich darauf der Länge nach auf die Schnauze. Die Serviererin eilt mit besorgtem Gesicht auf ihn zu um ihm wieder auf die Beine zu helfen.

„Um Gottes Willen", fragt sie ihn ganz bestürzt, „ist ihnen übel geworden?“

„Nein", antwortet Pitt gereizt, „so viel habe ich von der Pizza gar noch nicht gegessen.“

Die Augen der Serviererin werden gross.

„Nein, das war ein Scherz", beschwichtigt Pitt sie, „ich bin nur über die Fantasie gestolpert, die ich mir vorhin ans Knie genagelt habe.“

Die Augen der Serviererin leuchten auf. „Sie sind ja ein kleiner Humorist", meint sie neckisch.

„Unbedingt, denn es heisst doch immer, dass Frauen auf Männer mit Humor abfahren.“ Ja logisch, denkt sich Pitt insgeheim, und wir Männer achten bei Frauen auch hauptsächlich auf die inneren Werte. Darum hat es im Playboy auch nur Röntgenbilder, und im Pornokino um die Ecke zeigen sie Kernspintomographie-Filme.

„Irgend so ein Depp hat wohl die Olivenkerne auf den Boden gespuckt, auf denen bin ich ausgerutscht. Keine Sorge, ist nix passiert.“

„Da bin ich aber froh.“ meint sie mit einem schelmischen Grinsen.



Pitt steigt in seinen BMW, startet den Motor und drängt sich rücksichtslos in den fliessenden Verkehr. Ein schrilles Hupkonzert verfolgt ihn. Knappe zehn Minuten später bremst er mit quietschenden Reifen vor dem Gebäude der Kripo.

Immer zwei Stufen gleichzeitig nehmend hetzt er in den dritten Stock zum Büro von Kriminalrat Schreiner. Er hat noch nicht richtig fertig angeklopft, als ein dröhnendes „Herein“ durch die Türe dringt.

„Guten Tag...“ beginnt Pitt, rüde unterbrochen von Schreiner.

„Sie brauchen sich gar nicht erst zu setzen, Brett, es dauert nicht lang.“ Kriminalrat Schreiner blickt von den vor ihm liegenden Akten auf. „Wie weit sind sie mit den Ermittlungen im Fall des Diebstahls letzte Nacht im Innenhafen?“

„Also", setzt Pitt zur Antwort an, „wir haben einige Spuren...“

„Jajaja, sparen sie sich die Details. Das Problem ist, dass mich der Bürgermeister heute schon zwei Mal angerufen hat, um zu fragen, ob wir irgendwelche Fortschritte machen. Er will so schnell wie möglich dem Besitzer des Flügels, dem..“ Schreiner blickt kurz in seine vor ihm liegenden Dokumente, „ah, da, dem Felix Moser brauchbare Ergebnisse liefern. Dieser Moser ist ein sehr wichtiger und grosszügiger Geldgeber für die nächste Wahl vom Bürgermeister. Alles klar?“

„So klar, wie es nur sein kann", erwidert Brett säuerlich.

„Warum stehen sie dann hier noch rum?“

„Wünsche noch einen schönen Tag", meint Pitt, dreht sich um und geht zur Tür. Ein „mmhhmmh..“ ist die einzige Antwort, die er beim Verlassen des Büros noch hört.



Ist ja wieder toll, denkt Pitt bei sich. Der Bürgermeister hat nur seine Wiederwahl im Auge und will seinem grosszügigen Sponsor in den Hintern kriechen, und mein Chef, der hochwohlgeborene Kriminalrat Horst Heinrich Schreiner will ihn dabei auch noch tüchtig anstossen, und ausbaden muss ich die ganze Sache.



Als Pitt wieder unten bei seinem Wagen ankommt steht schon Harry Nagel auf ihn wartend daneben.

„Und?“ fragt Pitt während er sich hinters Steuer klemmt, „hast du schon was über die Fahne in Erfahrung bringen können?“

„Im Prinzip ja und nein", meint Nagel, der auf dem Beifahrersitz Platz genommen hat.

„Was heisst ja und nein?“

„Der Metzger, zu dem du mich geschickt hast, wollte mich einweisen lassen, als ich gefragt habe, ob er diese Fahne neulich verkauft hat. Aber dann hat er sich doch dazu entschlossen ein Fleischermesser nach mir zu werfen.“ Ein breites Grinsen zieht sich über Harrys Gesicht.

Pitt fährt ohne Kommentar los.

„Und wohin fahren wir jetzt?“ fragt Harry ernst, als er merkt, dass sein Sarkasmus bei Pitt zur Zeit nicht angebracht ist.

„Ich habe noch eine Verabredung mit einer Pizza.“ erklärt Pitt.

Auf dem Weg wiederholt er Nagel das kurze Gespräch, das er zuvor mit Schreiner geführt hat.

„Eigentlich war es mehr so eine Art Monolog", erzählt Pitt, und beschreibt, dass sich sogar der Bürgermeister für das verschwundene Klavier des Schweizers interessiert. Nach kurzer Fahrt stehen sie vor der Pizzeria.

„So schnell haben sie mich nicht wieder zurück erwartet, stimmt, oder?“ fragt Pitt die Kellnerin, die mit offenem Mund die beiden anstarrt. „Wenn sie fertig gestaunt haben, dann möchte ich meine Pizza fertig essen, und du, Harry, nimmst du auch eine?“

Nagel nickt kurz.

„Dann muss ich sie aber zuerst aus dem Schweinekübel rausgraben", erwidert die sichtlich überraschte Serviererin, „mit ihnen habe ich nicht mehr gerechnet, so wie sie fluchtartig abgehauen sind vorher. Aber keine Sorge, ich lasse gleich zwei neue Pizzas backen, ich sage einfach, die von vorhin ist mir auf den Boden gefallen.“ Mit diesen Worten verschwindet sie in der Küche.

„Also, wie sieht es aus? Hast du irgendwas Hilfreiches herausgefunden?“ fragt Pitt, nachdem sich beide in einen ruhigen Teil des Lokals gesetzt haben.

„Ob die Informationen hilfreich sind, bin ich nicht so sicher", antwortet Harry. „Unser Mann bei der Spurensicherung hat mich vor knapp einer Stunde angerufen und gesagt, die Kippe, die du gefunden hast, ist eine Schweizer Zigarettenmarke, in der Schweiz hergestellt und auch dort verkauft.“

„Wieso will der wissen, dass sie in der Schweiz verkauft wurde?“

„Weil die Dinger nur in der Schweiz verkauft werden", erklärt Harry. „Die DNA-Analyse dauert aber noch etwas länger.“

„Und die Fahne?“ will Pitt wissen.

„Da ist auch so ein eigenartiges Detail", beginnt Harry zu erklären, „das ist alles andere als eine normale Fahne.“

„Jetzt bin ich aber ziemlich gespannt, was du mir erzählst, was an einer Schweizer Fahne so aussergewöhnlich ist. Ist das Kreuz verkehrt herum aufgenäht, oder was?“ fragt Pitt mit einem schiefen Grinsen.

„Haha, nee du, der Stoff der Fahne ist sehr fein gewoben und danach mit Ornamenten und Kreuzen bestickt worden. Und zwar der rote und der weisse Teil.“ Pitt mustert Harry mit skeptischem Blick, währenddessen der weitererzählt, „das ist keine Fahne, die du in einem Tante Emma Laden für zwei Euro kaufen kannst. Eine Fahne dieser Grösse und Qualität findest du hauptsächlich bei Turn- und Schützenvereinen. Und die gibt’s nur für ein paar hundert Euro an aufwärts.“

Die Kellnerin bringt die zwei Pizzas und stellt sie mit einem Lächeln in Richtung Pitt vor die zwei auf den Tisch.

„Jetzt wird die Geschichte hier aber langsam sehr seltsam", bemerkt Pitt und schickt einen verträumten Blick der sich entfernenden Kellnerin hinterher, „eine Schweizerfahne, die schweineteuer ist, Zigaretten die es nur in der Schweiz gibt. Ein Konzertflügel, der einem Schweizer Aufsichtsratvorsitzenden der Duisburger Eisenhütten AG gehört. Und dieser Typ ist auch noch ein wichtiger Geldgeber von unserem Bürgermeister.“ Pitt starrt gedankenverloren auf seine Pizza. Plötzlich zuckt er wie von der Tarantel gestochen zusammen. Er greift in seine Jackentasche und fördert sein vibrierendes Handy zu Tage.

„Schon wieder Schreiner", er verzieht angewidert seine Mundwinkel, „was will denn der schon wieder?“

Harry zuckt fragend mit den Schultern. Pitt drückt die grüne Taste.

„Ja, Chef, hier Brett.“

„Brett, egal wo sie sind, kommen sie sofort in mein Büro.“

„Aber ich wollte gerade meine Pizza essen.“ entgegnet Pitt.

„Arbeiten sie eigentlich auch einmal, oder verbringen sie ihre ganze Dienstzeit in dieser Pizzeria, Brett?“

„Nein, ich...“

„Diese Kellnerin muss ja ein ganz heisser Feger sein.“

„Hören sie..“ will Pitt entgegnen, aber Schreiner schneidet ihm erneut das Wort ab.

„Und wenn sie unterwegs den Nagel treffen, dann nehmen sie ihn gleich mit, ich erwarte euch beide in zwanzig Minuten in meinem Büro.“ Dann hört Pitt nur noch ein Klicken und das Besetztzeichen.

„Der Chef lässt höflichst anfragen, ob wir es freundlicherweise einrichten könnten, mal kurz bei ihm im Büro vorbeizuschauen“, meint Pitt zuckersüss zu Harry, „aber nur, wenn es keine Umstände macht.“

„Aber natürlich", antwortet Harry mit einem Augenzwinkern, „diesem Wunsch komme ich doch mit Freude entgegen.“

„Hallo sie“, schreit Pitt in Richtung Küche, „zahlen!“ Als die hübsche Kellnerin herbeigeeilt ist fragt er sie: „Wie heissen sie eigentlich?“

„Gabriela, und ihr beiden?“

„Ich bin Pitt, und der hässliche Kerl gegenüber heisst Harry. Sag mal, Gabriela, was schulde ich dir?“

„Ein Nachtessen in einem von dir gewählten Schlemmerschuppen, und für die angebissene und die zwei unberührten Pizzas neunzehn Euros.“

„Hier hast du zwanzig, ist gut so, und das Nachtessen machen wir, versprochen.“

Pitt und Harry, mit den Take-away Pizzaschachteln unter dem Arm setzen sich in den Dienstwagen und rasen zurück ins Revier.



Hat Schreiner dieses Mal wichtige Informationen für Pitt?

Wird Pitt sein Versprechen halten, und Gabriela zum Nachtessen ausführen?

Wer kennt die verdammten Lottozahlen der nächsten Ziehung? Bitte um sachdienliche Hinweise!

Donnerstag, 9. April 2009

Pitt und der Telefonterror

In die Schweizer Nationalflagge?

Dachten wohl, das das weniger Geräusche macht.

„Mensch Pitt, kannst Du nicht mal eine Minute Ernst bleiben? Entweder der oder die Täter wollen uns auf eine falsche Fährte locken oder wollen ihre Unzufriedenheit mit dem Schweizer Aufsichtsratsvorsitzenden kundtun.

„Ehr nicht“ sagte Pitt, „der Laden läuft doch recht ordentlich oder hab ich da irgendwie den Anschluß verloren?“

„Nö, aber die Schweizer haben so ihre Eigenarten. Raclette zum Beispiel.“
„Stimmt, hast Recht, wer das ißt, ist schon ein wenig Seltsam.“

Er wendet sich dem Spurensicherungsbeamten zu „ich will daß alles auf das Genaueste untersucht wird. DNA und der übliche Kram, nicht, daß uns hinterher was entgeht. Ich möchte, ach Quatsch, ich will, daß jeder Zentimeter abgesucht wird und Gnade euch Gott, wenn was übersehen wird.“

„Steht eigentlich schon fest, wann der Einbruch stattgefunden hat?“
„Nein, die Kollegen fragen grade bei den umliegenden Häusern nach, aber die Wahrscheinlichkeit, daß wer was gehört oder gesehen hat ist verschwindend gering, liegen ja ziemlich weit auseinander.“

„Hmmm“, brummt Pitt, „ein Flügel ist ziemlich groß, sowas kann nicht so eben mal an der Ecke abgegeben werden. Gib mal die Daten des Kleinlasters an die Streifen durch und sag denen, die sollen auch darauf achten, wenn schwere verhüllte Gegenstände; insbesondere Konzertflügel; durch die Gegend geschleppt werden. Wann ist der Wagen denn hier abgestellt worden? Vorher kann er ja schlecht geklaut worden sein.
„laut Aussage des Fahrers ist er um 22.00 Uhr hier angekommen und gegen viertel vor elf nach Hause gefahren. Er war die ganze Zeit alleine im Lager. Der Diebstahl beziehungsweise der Einbruch kann also erst danach erfolgt sein.“

„Der Diebstahl des Kleinlasters; ja, der Einbruch; nein. Das Fenster kann durchaus schon vorher zerdeppert worden sein, denn es befindet sich nicht im Sichtbereich vom Abstellplatz des Kleinlasters, der sich ja direkt vor der Tür des Lagers befindet.“

„Stimmt auch wieder“, brummt Nagel „werden wohl erst mal abwarten müssen, was die Spurensicherung hergibt.“

Nachdenklich den Blick nach unten gerichtet, schreitet Pitt um das Gebäude. Der Stein war sicherlich zum Transport in der Fahne eingewickelt, aber warum ausgerechnet eine Schweizer Fahne?
„Nagel, Du machst Dich jetzt mal schlau, wo man hier in der Umgebung Fahnen kaufen kann“

„Wie soll ich dass denn herausfinden?“ mault Nagel „Was weiß ich, frag beim Metzger! Und jetzt mach voran.“ erwidert Pitt und setzt seine Runde fort.

Plötzlich sieht er was auf dem Boden liegen, er bückt sich, zieht Gummihandschuhe an und hebt ein Streichholzheftchen auf „Victoria Jungfrau Grand Hotel & Spa“ Suchend blickt Pitt sich um und entdeckt tatsächlich eine Kippe „Parisienne Ciel “ Sollen die im Labor mal herausfinden wo die Dinger herkommen brummt er und betritt das Lagerhaus. Er begutachtet den Schreibtisch und die Schublade. Beides sieht ordentlich aus, wahrscheinlich hat der oder die Täter den Fahrer beobachtet, wie er den Schlüssel in die Schreibtischschublade gelegt hat, überlegt Pitt.

„So, jetzt geh ich erst mal was Essen“, sprach´s, marschiert zu seinem Wagen und fährt umgehend zum besten Pizzarestaurant. Während er auf seine bestellte Pizza wartete kreisten seine Gedanken um seinen Beruf. Immer wenn´s komisch läuft ruft der Chef ihn an und immer eilt es und fast immer steckt irgend so ein Großkotz dahinter, dem es nicht schnell genug geht und wie immer ist das Gehalt der Arbeit nicht angepasst. Aber wenn ich ehrlich bin, dann liegts ja an mir selbst, warum geh ich auch immer in den teuersten Kneipen essen, anstatt wie in Minsen, ne Currywurscht mit Pommes für 99 Cent zu futtern.

Endlich kam die Pizza. Die Bedienung ist heute aber echt mies drauf denkt er, als ihm die Pizza auf den Tisch geknallt wird. Die kriegt heute keinen Cent, obwohl, eigentlich ist die ja ganz schnuckelig. Ob die wohl noch zu haben ...Sein Handy klingelt.........Scheiß drauf, ich hab jetzt Pause, dass man die Dinger auch nicht abschalten darf, private Telefonate sind obendrein verboten und ich Idiot muß deswegen noch ein Zweites mitschleppen.

Sich selbst bemitleidend macht er sich über die Pizza her, als sein eigenes Handy sich meldet. Gefrustet zieht er es aus der Hosentasche während das Diensthandy fröhlich weiterbimmelt. Kacke, der Chef, wie hat der denn die Nummer rausbekommen? Hab das Ding doch erst seit gestern. Ein kurzer Blick auf das Diensthandy ergibt, dass es ebenfalls der Chef ist.
Manmanman, von welchem Handy nehm ich das jetzt an? Egal welches ich nehme, die Schimpftriade krieg ich eh von dem Choleriker zu hören und das .....
Die schnuckige Pizzaseviererin kommt mit einem Telefon an seinen Tisch und sagt da ist ein Gespräch für Sie........

„Sagen sie, ich bin schon weg“
„Geht nicht, habe gesagt, ich habe Ihnen die Pizza grade serviert.“
„Serviert, Serviert???? Hingeknallt ham se dat, wie son Stück Holz dat zerkleinert werden soll und schmecken tut dat wie eingefrohrene Schweißfüße und Schätzchen, haben Sie mal in den nächsten Tagen mal Zeit? Dann führ ich Sie mal in ein anständiges Restaurant.“

„Soll das ein Antrag sein? So wie sie aussehen, hilft eigentlich nur eine Notschlachtung“

Seid ihr jetzt endlich fertig mit dem Gesäusel? Kreischt es aus dem Telefon und Pitt nimmt es notgedrungen an und lässt es; in der Hoffnung das es den Geist aufgibt fallen. Leider ist das Ding eine echte deutsche Wertarbeit und übersteht den Sturz unbeschadet.

„Brett“ die entnervte Stimme des Chefs brüllt: Kommse endlich mal zum Wesentlichen, die Telefone in Ihren bevorzugten Lokalen sind wasser-, und bruchsicher, ich kenn doch Ihre Angewohnheiten sich vor allem zu drücken.

Die Servieren streichelt Pitt über den Kopf (was bei ihm ein wohliges Schauern auslöst) und flüstert, ja, nächste Woche hab ich frei, da können wir ja mal in einem der von Ihnen bevorzugten Örtlichkeiten schlemmen. Aber halten sie sich zurück. Meine mütterlichen Instinkte sagen mir, dass sie ein wenig Ablenkung brauchen. Wir gehen Essen und damit hat es sich. Ihre wie auch immer geartete Fantasie können sie sich vor´s Knie nageln, es bleibt beim Essen und damit basta.

„Brett“, verdammt noch mal, Ihren Hormonhaushalt können sie in Ihrer Freizeit regulieren, aber nicht jetzt. Kommen Sie sofort ins Büro. In 15 Minuten will ich sie hier sehen.

Staumeldungen liegen nicht vor, brüllt er außer sich vor Wut und knallt den Hörer auf.

"Können Sie mir die Pizza warm halten?, ich komm später noch mal rein“


Was will der Chef so dringend von Pitt?
Ist die Pizza noch warm, wenn er wieder kommt?

Samstag, 4. April 2009

Einsatz für Pitt Brett.......

"Hauptkommissar Peter Brett" meldet sich Pitt, als das Handy klingelt. "Hallo Pitt, hier ist Kriminalrat Schreiner, fahr doch mal zum Innenhafen. Da wartet schon eine Streife auf Dich. `ne ganz komische Sache, sag ich Dir! Nagel ist schon unterwegs dorthin, und Pitt, es eilt!" - "ja, Chef, ich bin unterwegs!"
Also, runter mit der Scheibe, Blaulicht aufs Dach und den seidigweich laufenden Sechszylinder des Dienst-BMW auf Drehzahl gebracht. Keine zehn Minuten und Brett ist am Ziel. Kriminalassistent Nagel, mit dem Pitt Brett bereits seit Jahren zusammenarbeitet, kommt auf ihn zu und begrüßt ihn mit Handschlag. "Pitt, du glaubst es nicht. Alles sieht aus wie ein ganz mormaler Einbruch, weisst Du, mit einem Ziegelstein durch das Fenster sind die Einbrecher. Nur - Tatort ist eine Spezialspedition für Klaviere, direkt hier im Erdgeschoss. Da gibt es genaugenommen nichts zu klauen, bis auf ein paar alte Klaviere eben. Aber wer klaut schon ein Klavier? Aber der Lagermeister prüft, ob alle Klaviere noch da sind. Ach ja, es fehlt aber ein Kleinlaster mit einem festen Aufbau, den Schlüssel hat man beim Disponenten aus der Schreibtischschublade geholt und den Wagen dann mitgenommen. Und auf dem Wagen war noch ein Konzertflügel, der morgen früh direkt ausgeliefert werden sollte. Und der gehört der Familie Moser, weisst Du, der Aufsichtsratsvorsitzende der Duisburger Eisenhütten AG. Schweizer übrigens! Die haben den bei einem Pianohaus in Zürich gekauft und hier einfliegen lassen. Als ob man hier keine Klaviere kaufen könnte. Ich glaube aber nicht, dass das was zu bedeuten hat..."
"Morgen, Herr Hauptkommissar!" Der Beamte der Spurensicherung drückt Brett das Tatwerkzeug in die Hand - einen Ziegelstein, wie er zu Tausenden in den Häusern in Duisburg verbaut wutde. Rot mit feinen Poren, ohne besondere Merkmale.
"Das finde ich seltam", sagt Brett und hält Nagel das Beweisstück unter die Nase."Warum haben die Täter das hier gemacht? Schau, Harry, die haben den Stein in eine Schweizer Nationalflagge gewickelt."

Wo ist das Klavier?
Und wird es verstimmt sein, wenn man es wiederfindet?